■ Standbild: Glatzeder mit „oi“
Tatort „Mordsgeschäfte“ So., 25.5., 20.15 Uhr, ARD
Die Tatortabteilung des SFB hatte ein Wunder nötig. Nach zwei Fehlschlägen schien es fraglich, ob und wie das Konzept mit Winfried Glatzeder als Kommissar Ernst Roiter („Mit ,oi‘ wie ,ohne Illusion‘“) überhaupt funktioniert. Ein lonesome Hauptstadtkommissar mit James-Bond-artigem Frauenverschleiß, der in seinen ersten Fällen kriminelle Großunternehmer oder die Russenmafia zum Gegenspieler hatte, weckte nicht gerade das Bedürfnis nach mehr. Daß „Mordsgeschäfte“ so gut wurde, liegt wohl auch daran, daß diesmal ein schlichteres Milieu für die Verbrechen genügte: eine Mordserie im Umfeld der Akev (Landesanstalt zur Klärung ungeklärter Vermögensverhältnisse), die Opfer sind delikaterweise lauter Teilhaber eines Bauprojektes, in welches auch Roiter investiert hat. Als auch noch der Hauptgesellschafter ermordet wird, wovon Roiter als Mitgesellschafter profitiert, suspendiert man ihn und übergibt den Fall seinem Gehilfen Zorowski. Roiter ermittelt in seiner Freizeit natürlich trotzdem weiter – auch, weil seine neue Freundin Katrin Mertineit (Leslie Malton), eine Akev-Mitarbeiterin, ominöse Drohungen erhält.
So vertrakt dieser Tatort ist, so beschwingt ist er zugleich, dank einiger Drehbuchideen in der Nebenhandlung. Wenn sich Roiter und Mertineit beispielsweise im Kino den Defa-Klassiker „Die Legende von Paul und Paula“ angucken, dann sieht man als Fernsehzuschauer, wie der Glatzeder von 1997 als „Kinobesucher Roiter“ den Glatzeder von 1974 als „Paul“ auf der Leinwand sieht. Die Scheinwelt des Films macht sich plötzlich selbst zum Thema. Und „Mordsgeschäfte“ sind auf einmal mehr als nur ein SFB- Tatort. Ania Mauruschat
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