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Archiv-Artikel

Giordano diskreditiert sich selbst

Abgesehen davon, dass der taz die Titelseite eigentlich zu schade dafür sein sollte, ist es gut, dass mit dem Beitrag Ralph Giordanos Gelegenheit gegeben wird, die Argumente auch dieser Seite kennen zu lernen. Allerdings diskreditiert sich der Autor schon selbst, wenn er mit persönlichen Angriffen versucht, a priori Andersdenkende zu diffamieren. Es behindert eine offene Diskussion außerordentlich, wenn dabei pauschal mit lange zurückliegenden Ereignissen argumentiert wird, deren Bedeutung nur aus ihren seinerzeitigen Zusammenhängen zu erklären und bewerten ist. Die Welt hat sich seitdem weitergedreht.

Nun aber zu Saddam Hussein: Er war immer ein brutaler Diktator und zu Zeiten, als er noch durch die Unterstützung der West- und Oststaaten stark war, auch ein gefährlicher Aggressor, z.B. zusammen mit den USA bei der Bekämpfung der iranischen Revolutionsregierung. Entscheidend geändert hat sich seit jenen Tagen nicht Saddam Hussein, sondern die Haltung der USA ihm gegenüber: Nicht nur, als die USA mit der UNO – und im Rahmen des Völkerrechts – nicht zuließen, Kuwaits Ölquellen seiner Kontrolle zu überlassen, sondern noch mehr heute, wenn die USA – ggf. ohne die UNO – die Ölvorräte des Irak mit der Androhung militärischer Gewalt dem Einfluss der OPEC entziehen und unter ihre Kontrolle bringen wollen. Und das hat nun wirklich nichts zu tun mit der Verleihung der Doktorwürde an Heinrich Hannover, von wem auch immer, oder der Finanzierung von Teilen der Friedensbewegung durch die DDR – die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ist dadurch nicht ungehörig. Dazu gehört auch die Befreiung des irakischen Volkes von Gewaltherrschaft, aber nicht gewaltsam durch eine Besatzungsmacht. Dafür ist Afghanistan ein abschreckendes Beispiel.

Manfred Osthaus, Staatsrat a.d.