: Gift im Teppich
■ Wegen Asbest: Kulturzentrum im Märkischen Viertel geschlossen / TÜV wirbelte Staub auf
Asbest bedroht das kulturelle Leben des Märkischen Viertels. Bereits am Dienstag mußte der Bezirk Reinickendorf drei Säle im Kulturzentrum Fontane-Haus schließen, bestätigte gestern Volksbildungsstadttrat Willimsky (CDU). Zuvor hatte der TÜV in einem der Räume eine Asbest-Konzentration von 5.000 Fasern pro Kubikmeter Luft gemessen, fünfmal mehr als erlaubt.
Ein kleinerer Saal wurde sogar schon am 26.10. geschlossen, nachdem dort bis zu 3.000 Fasern gemessen worden waren. Der giftige Staub steckte offenbar in den Veloursteppichen der Räume. „Ein großes Problem“, bedauert der Volksbildungsstadtrat. Viele Kultur- und Pattei -Veranstaltungen könnten jetzt nicht mehr stattfinden. Im Fontane-Haus sind auch die Volkshochschule und eine Bücherei untergebracht.
Der Bezirk ließ jetzt in allen Räumen des Zentrums den Asbest-Gehalt messen. Nach Mitarbeiterprotesten mußte gestern auch die Erwachsenen-Abteilung der Bücherei geschlossen werden. Der Grund: ohne die Beschäftigten zu warnen, ließ der TÜV am Morgen zu Meßzwecken Staub in den Bücherei-Räumen aufwirbeln. Dies sei ohne Wissen des Amtes geschehen, versicherte der stellvertretende Hochbauamtsleiter Willing der taz. Die Messungen, so Willing, sollten schon zum Wochenende am Freitag abgeschlossen sein.
Willing sieht die Quelle der Asbest-Fasern im Keller des Zentrums, der bis zu einer im Sommer abgeschlossenen Sanierung Spritzasbest enthielt. Vielleicht seien durch den Schacht einer Hubbühne Fasern in das Erdgeschoß gedrungen, spekulierte Willing.
Mitarbeiter nannten gestern einen ganz anderen Grund. „Arbeiter der mit der Sanierung des Kellers beauftragten Firma schleppten die kontaminierten Platten quer durch alle Räume und stapelten sie zum Teil dort, wo Kollegen arbeiteten“, meinte ein Beschäftigter zur taz.
thok
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