: Gibt Südkoreas Diktator nach?
■ Ankunft des US–Beauftragten Sigur auf heute verschoben / Präsident Chun stimmt Treffen mit Kim Young Sam zu / Freilassung der ab 10. Juni Verhafteten Bedingung für Gespräche
Seoul (dpa/wps) - Wie der designierte Präsidentennachfolger Roh Tae Woo am Montag in Seoul bekanntgab, hat der südkoreanische Diktator Chun Doo Hwan zugestimmt, sich mit der Galionsfigur der konservativen Opposition, Kim Young Sam, und anderen Oppositionspolitikern zu treffen. Erst nach diesen Gesprächen wird die Regierung weitere Maßnahmen zur Lösung des innenpolitischen Machtkampfes in Südkorea bekanntgeben. Roh sagte, Chun sei inzwischen bereit, die Aufhebung des Hausarrestes für den führenden südkoreanischen Liberalen Kim Dae Jung und die Freilassung der in den letzten zwei Wochen Verhafteten zu erwägen. Die Einlösung dieser Forderungen machte Kim zur Voraussetzung für ein Gespräch mit Chun. Sie sind auch Hauptforderungen der Opposition. Nach Zeitungsberichten in Seoul hat Roh Chun gleichzeitig eine sofortige Wiederaufnahme der seit Mitte April abgebrochenen Verfassungsdebatte vorgeschlagen. Falls Regierung und Opposition sich bis zum Herbst nicht eini gen könnten, soll nach Rohs Ansicht eine Volksabstimmung zum zukünftigen politischen Modell Südkoreas durchgeführt werden. Wie die außerparlamentarische Opposition in den Einigungsprozeß einbezogen wird, wurde von Roh nicht erwähnt. Anders als geplant traf auch der US–Beauftragte Sigur gestern noch nicht in Seoul ein. Er wird heute erwartet, machte aber von seinem derzeitigen Aufenthaltsort Sydney aus keinen Hehl aus der amerikanischen Position: In einem Fernsehinterview verkündete er, die USA wollten nicht Zeuge eines Militärputsches in Südkorea sein. „Der richtige Ansatz in dieser Situation ist, daß sich die politischen Führer zusammensetzen und sich einigen, wie man am schnellsten eine Demokratisierung erreichen kann.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen