piwik no script img

■ KommentarGezinkte Karten

Im Hafenerweiterungs-Poker riskiert die Wirtschaftsbehörde alles. Mangels Geld setzt sie das einzige, was sie noch einzusetzen hat – das städtische Vorkaufsrecht für Hafengrundstücke – auf ein unsicheres Blatt: Eine HHLA-Tochter soll schaffen, was die Stadt aus eigener Finanzkraft nicht kann.

Ein ausgeklügelter privat-staatlicher Deal mit Scheinunternehmen, gezielter Desinformation und einem Maulkorb für die eigene Pressestelle, der nun Konsequenzen haben wird: Die mögliche Gesetzeswidrigkeit der Machenschaften gehört auf den juristischen Prüfstand.

Der Rechtfertigungsdruck, dem sich Wirtschaftssenator Rittershaus wird stellen müssen, liegt aber mehr noch auf der Ebene politischer Glaubwürdigkeit: Wie soll er noch überzeugend darlegen, die Hafenerweiterung sei eine „öffentliche Aufgabe“, wenn die Stadt auf Grundstücke im Hafen verzichtet und privatwirtschaftliche Belange begünstigt? Wie den Vorwurf entkräften, die Behörde mache sich für Privatunternehmer und deren Interessen erpreßbar? Wie den Verdacht widerlegen, daß durch die Verkaufs-Zustimmung die Wettbewerbsbedingungen für Hafen-Investoren verzerrt wurden?

Offenkundig ist die Strategie der zahlungsunfähigen Stadt: Weil sie kein Finanzierungskonzept für die Hafenerweiterung vorlegen kann, sollen Privat-Unternehmen erst den Flächenerwerb und später wohl auch die millionenschwere Infrastruktur und Bodenentseuchung bezahlen, EU-Recht und politischen Absprachen zum Trotz.

Das Pokern mit gezinkten Karten, Herr Senator, ist riskant fürs (politische) Überleben.

Heike Haarhoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen