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Gezinkte Karten im Burgenland

■ Eklat in Österreich: Trotz „Pakt“ zwischen ÖVP und FPÖ Sozialist zum Landeshauptmann gewählt / Ist Gregor Munzenrieder der „Verräter“? / Grüne schalten Staatsanwalt ein

Eisenstadt/Wien (ap) - Im Burgenland werden Neuwahlen immer wahrscheinlicher, nachdem ein verabredetes Bündnis der beiden konservativen Parteien ÖVP und FPÖ bereits bei der Wahl des Landeshauptmanns (Regierungschefs) zerbrochen ist. Während am Wochenende noch die Suche nach dem „Überläufer“ in den Reihen der Volkspartei und der Freiheitlichen im Gange war, lag bei der Staatsanwaltschaft in Eisenstadt bereits eine Anzeige der Grünen wegen gekennzeichneter Stimmzettel durch die Abgeordneten der beiden konservativen Parteien vor. Bei den Landtagswahlen vor vier Wochen hatten die Sozialisten ihre absolute Mehrheit verloren. Sie verfügen nur noch über 17 Abgeordnete im 36sitzigen Landtag. Die ÖVP zog mit 16 Mandaten ein und die FPÖ mit drei Sitzen. FPÖ– und ÖVP–Spitzen sprachen daraufhin ein Bündnis zur Wahl des ÖVP–Landeschefs Ferdinand Sauerzopf zum Landeshauptmann ab. Bei der Wahl des Regierungschefs am Freitag passierte es dann: der SPÖ–Kandidat Hans Sipötz wurde mit 18 Stimmen gewählt. ÖVP– und FPÖ–Politiker beschuldigten den FPÖ–Abgeordneten Gregor Munzenrieder, abtrünnig geworden zu sein. Die FPÖ–Landespartei beschloß trotz Munzenrieders Dementi seinen Parteiausschluß. FPÖ–Parteichef Jörg Haider kündigte bereits am Freitag an, seinen Parteivorsitz aufzugeben, falls ein Freiheitlicher der „Verräter“ sei. Unterdessen kam es zwischen FPÖ– und ÖVP–Spitzenpolitikern zu heftigsten Kontroversen. ÖVP–Wirtschaftsminister Robert Graf nannte die FPÖ ein „Brechmittel“. Sie sei nicht „paktfähig“. Haider sprach daraufhin von „primitiver Polemik“. Die Sozialisten wurden von der Wahl völlig überrascht. Landeshauptmann Sipötz kündigte nun neue Verhandlungen mit den beiden anderen Parteien an. Angesichts des Patts und der Umstände gelten Neuwahlen nach wie vor als wahrscheinlichste Lösung.

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