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Gewürdigte Ausbeuter

■ betr.: "Aus der Not eine Fuge machen" (Zur Wiedereröffnung des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums), taz vom 18.4.90

betr.: „Aus der Not eine Fuge machen“ (Zur Wiedereröffnung des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums), taz vom 18.4.90

Der Artikel war ja ganz schön, fragt sich nur, für wen? Das Von-derHeydt-Museum ist nämlich alles andere als ein Volksmuseum.

Daß die Kunstwerke von Vertretern der Oberklasse gekauft und gestiftet wurden, steht im Artikel; daß diese Mäzene auf Kosten der Mehrzahl der Bevölkerung ihren Wohlstand erwarben, ist mit keinem Wort erwähnt. Der Artikel ist einfach unwahr - an dieser Stelle -, weil die Leute, die das Geld für die Gemälde und Skulpturen erarbeitet haben, mit keinem Wort erwähnt werden. Ihr stellt die calvinistischen Puritaner so aufgeschlossen und progressiv dar, dabei kann einem wirklich der Hut hochgehen. Diese Leute haben ein gnadenloses Regime in Wuppertal geführt. Sie hatten keine Skrupel, ArbeiterInnen und auch Kinder für sich schuften zu lassen, bis daß sie schwerste gesundheitliche Schäden davontrugen und arbeitsunfähig waren. Auf diese Weise wurden die Mittel für das Von-der-Heydt-Museum erarbeitet. Gewürdigt werden in diesem Artikel aber nur die Ausbeuter, die die Kunst nicht um der Kunst willen gefördert haben!

Die Gegenwart ist vergleichbar mit der Vergangenheit. In Wuppertal gibt es jede Menge sozialer Probleme, die dringend angegangen werden müßten. Statt dessen hat die Stadt dieses 25-Millionen-DM-Projekt genehmigt. Von wegen deutsches Manchester! (...)

Susanne Emde

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