: Gewinn statt Jobs
■ Bilanz des Bayer-Chemiekonzerns: Weitere Entlassungen, Dividende bleibt
Leverkusen (dpa) – Die Bayer AG Leverkusen will weitere Arbeitsplätze abbauen. In den deutschen Werken des Chemiekonzerns sollen in diesem Jahr insgesamt 2.100 Stellen gestrichen werden, kündigte Bayer-Chef Manfred Schneider gestern auf der Bilanzpressekonferenz an. „Unsere Zielsetzung für 1994 ist eine Mitarbeiterzahl von maximal 150.000 im Konzern.“ Schon im vergangenen Jahre hatte Bayer 4.500 Arbeitsplätze gestrichen, davon 2.400 im Inland.
Der scharfe Sparkurs bei den Arbeitskosten hat sich offenbar gelohnt. Schneider sieht für 1994 „eine Trendwende“ voraus: Der Umsatz, der 1993 bei 41 Milliarden Mark lag, könne gesteigert werden, der Gewinn soll nach vier Jahren mit Minusraten wieder um bis zu 20 Prozent zulegen.
Der Konzern, der im vergangenen Jahr einen Jahresüberschuß von 1,37 (Vorjahr 1,56) Milliarden Mark erzielte, habe seine Nettoverschuldung fast vollständig abgebaut. Die Aktiengesellschaft weist bei Umsatzerlösen von 16,2 Milliarden Mark (Vorjahr: 17,5 Milliarden Mark) einen Jahresüberschuß von 818 Millionen Mark (Vorjahr 873 Millionen Mark) aus. Als einziger der drei Großen in der deutschen Chemiebranche schafft es Bayer damit, seine Dividende auf elf Mark je Aktie zu halten.
Die drei Chemiesparten haben in den ersten Monaten 1994 wieder zugelegt. Der Bilanz zufolge sorgen sie zwar für die Hälfte des Umsatzes, zum Gewinn steuerten sie aber nur 48 Millionen Mark bei. Kasse wird fast nur noch mit sogenannten „verbrauchernahen Produkten“ gemacht: Diese Sparte schrieb 2,3 Milliarden Mark gut. An der Spitze stehen die Pillen. Die Gesundheitssparte, die nur für jede vierte umgesetzte Mark steht, trug zu mehr als drei Vierteln zum operativen Konzernergebnis bei.
Leider sinkt aber gerade hier das Geschäftsvolumen: Die Gesundheitsreform habe Bayer 130 Millionen Mark Umsatz gekostet, klagt Schneider, der mit dem Unternehmen vor wenigen Wochen in den USA in den ertragsstarken Markt für billige Nachahmerprodukte (Generika) eingestiegen ist. Dasselbe sei auch für Deutschland nicht mehr ausgeschlossen: „Wir werden sicherlich darüber nachdenken.“
Der gute Name wird trotzdem bleiben: Verstärkt werden soll das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Auch das Forschungs- und Investitionsbudget wurde mit 6,6 Milliarden Mark veranschlagt. Vorstandschef Schneider: „Unser Ziel ist die Technologieführerschaft.“
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