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Gewerkschaft droht mit Hiwi-Streik

■ Uni-Chefs beraten heute über Kündigung des Tarifvertrags für studentische Beschäftigte. Radunski will Gehalt um ein Viertel kürzen

Die Gewerkschaften ÖTV und GEW haben die Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen davor gewarnt, den Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten zu kündigen. „Die Gewerkschaften werden alle ihre Mittel bis hin zum Arbeitskampf einsetzen, um die Arbeitsbedingungen zu verteidigen“, sagte der stellvertretende ÖTV-Vorsitzende Ernst-Otto Kock.

Die Uni-Chefs beraten heute in der Humboldt-Universität über die Forderung von Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU), die Kündigung des Tarifvertrags in den Hochschulverträgen festzuschreiben. Radunski will das Gehalt der rund 5.500 studentischen Hilfskräfte um 25 Prozent absenken und von den Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst ausnehmen. Außerdem sollen die Studenten keinen Urlaub mehr erhalten. Damit wolle der Senator „einen klaren Ausstattungsvorsprung aus West-Berliner Subventionszeiten“ beseitigen, erklärte seine Sprecherin gestern. Derzeit lägen die Leistungen „erheblich über denen der anderen Bundesländer“. Mit dem eingesparten Geld könnten „mindestens 450 neue Tutorenstellen à 80 Monatsstunden geschaffen werden“.

Die Gewerkschaften bezweifeln jedoch, daß die Universitäten das Geld tatsächlich in neue Tutorenstellen investieren würden. „Eine Aufstockung um 450 Stellen würde nicht einmal den Verlust der vergangenen Jahre ausgleichen“, sagte die stellvertretende GEW- Vorsitzende Brigitte Reich. Durch den Tarifvertrag sei gewährleistet, daß die studentischen Beschäftigten ihren Lebensunterhalt finanzieren könnten und gleichzeitig noch genügend Zeit für das Studium hätten. Müßten sie „Zweit- und Drittjobs“ annehmen, „wären Tutorien in der bisherigen Qualität nicht aufrechtzuerhalten“. In naturwissenschaftlich-technischen Fächern herrsche wegen der schlechten Bezahlung, die mit rund 20 Mark pro Stunde schon jetzt auf dem Niveau eines Bademeistergehilfen liege, Bewerbermangel.

Der Akademische Senat der TU hat sich daher bereits mehrheitlich gegen eine Kündigung des Tarifvertrags ausgesprochen. An der Bezahlung will auch FU-Vizepräsident Peter Gaehtgens nicht rütteln, doch möchte er die Mindestlaufzeit von zwei Jahren und die Mindestarbeitszeit von 40 Stunden pro Monat abschaffen. HU-Präsident Hans Mayer hat sich als einziger Uni-Chef bereits für eine schlechtere Bezahlung ausgesprochen. Ein großer Haushaltsposten sind die Hiwis aber nicht: An der FU entfallen von 560 Millionen Mark jährlicher Personalausgaben nur 15 Millionen auf Studenten. Ralph Bollmann

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