piwik no script img

Gewalt folgt Gewalt

Nach Selbstmordanschlägen will Israels Regierung ihre Angriffe ausweiten. Die Armee erwägt eine Lärmoffensive gegen Palästinenser

JERUSALEM ap/dpa ■ Nach der jüngsten Serie von Selbstmordanschlägen haben israelische Flugzeuge und Hubschrauber gestern palästinensische Ziele im Gaza-Streifen und im Westjordanland angegriffen. Acht Palästinenser, darunter eine 14-Jährige, wurden getötet. Insgesamt starben binnen 24 Stunden vier Israelis und elf Palästinenser.

Nach Beratungen mit der militärischen Führung beschloss die israelische Regierung eine Ausweitung der Angriffe auf palästinensische Ziele. Eine Offensive sei aber nicht geplant, so ein Berater von Ministerpräsident Ariel Scharon. An den Gesprächen mit den Militärs nahm auch Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser, nicht aber Außenminister Schimon Peres teil.

Heute kommt das Sicherheitskabinett zu einer Sitzung zusammen. Der israelische Rundfunk berichtete, das Gremium wolle verschiedene Vergeltungsmaßnahmen beschließen. „Wir haben es mit einer Eskalation zu tun, die von der palästinensischen Verwaltung und Arafat geplant wurde“, sagte Arie Mekel vom israelischen Außenministerium.

Nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung Jediot Achronot will die Armee mit ohrenbetäubenden Kriegsgeräuschen aus riesigen Lautsprechern potenzielle palästinensische Gewalttäter abschrecken. Im Rahmen einer neuen psychologischen Kriegsführung sollen die Geräusche von Hubschraubern, Explosionen und Schusswechseln Militäraktionen vortäuschen. Ziel sei es, Terroranschläge zu verhindern oder zu verzögern. Außerdem könnten mit dem Lärm auch Demonstrationen und Unruhen ohne Einsatz von Gewalt aufgelöst werden.

Das Oberste Gericht in Israel hat unterdessen die von der Armee geplante Zerstörung von 18 Häusern von Palästinensern im Gaza-Streifen vorläufig untersagt. Die Eingabe vor Gericht war von betroffenen palästinensischen Familien eingereicht worden. Laut Augenzeugen wurden aber bereits vier Häuser in der Nähe von Kissufim mit Planierraupen zerstört, bevor der Antrag beraten wurde. Die endgültige Entscheidung über die Zulässigkeit der Maßnahme soll noch in dieser Woche fallen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen