: Getarnter Rassismus
betr.: „Der Ausreiseminister“, von Jürgen Busche, „Die wilden Zeiten sind vorbei“, Kommentar von Erich Rathfelder, taz vom 15. und 16. 2. 05
Der schwache Schrieb von Busche zu Joschka ist eigentlich nicht das, was ich von der taz erwarte: Vernünftigen Journalismus, ohne in die üblichen Panikmachewellen der gleichgeschalteten neoliberal gestimmten Massenpresse einzustimmen.
Seit wann finden wir als moralische Empörung über vergangene Visaerteilungspraxis getarnten Rassismus der Opposition in Wahlkampfzeiten zwecks durchsichtiger Demontage des populärsten parlamentarischen Vertreters von Rot-Grün diskussionswürdig? Dürfen die neoliberalen Metzger jetzt auch in der taz ihr Lied singen?
VIKTOR STEINBERGER, Schwalmtal
Jürgen Busche schreibt: „Fischer hat einen Erlass … zu verantworten, der dem Missbrauch vereinfachter Einreisebedingungen nach Deutschland Tür und Tor geöffnet hat.“ Auch wenn es ein Kommentar ist, Belege: Fehlanzeige. So geht das seit Tagen, auch in der taz. Da wird gemunkelt, vermutet, soll jemand gesagt haben, nirgendwo werden Ross und Reiter, Betroffene und Zwangsprostituierte auch nur ansatzweise nachprüfbar benannt. Es gibt aufgeregte Stimmen aus dem diplomatischen Dienst, die üblichen Verdächtigen, Schily und die CDU, aber Fakten?
Einen Tag später Erich Rathfelder: „In Sarajewo wusste vor vier Jahren jeder, der es wissen wollte …“ Aber holla! Das ist ja nun eine verlässliche Aussage! Wenn so etwas von der taz als der berühmte investigative Journalismus der harten Fakten gewertet wird, hat der Journalismus eine Krise und nicht Fischer. Es gibt noch einen anderen Aspekt, der mich bei der ganzen Sache verwirrt: Die Frage danach, wem es nützt. Das gilt für den Erlass damals, aber auch für das Geschrei heute. Was hätte der Außenminister davon gehabt, diese Machenschaften zu ignorieren? Mir scheint der Skandal in der Zwischenzeit eher einer der Medien zu sein: Beinahe faktenloses Reiten auf Kampagnengäulen. WILFRIED BÜNTZLY, Hamburg
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