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Archiv-Artikel

Gestiegene Sensibilität

Betr.: „Scherfs Streicheleinheit“, taz Bremen vom 11. August 2005

Als Regierendem Bürgermeister sollte Herrn Scherf an der Einhaltung der Bremer Landesverfassung, in welcher der Tierschutz seit einiger Zeit Verfassungsrang hat, besonders gelegen sein. Meines Erachtens wäre er gut beraten gewesen, nicht der Tierquälerei zu applaudieren.

Der „Circus Barelli“ verlangt vom Bremer Tierschutzbund 30.000 Euro Schadensersatz wegen eines geschätzten Einkommensausfalls infolge anhaltender Proteste gegen seine umstrittenen Darbietungen. Gleichwohl zeichnet sich schon jetzt ab, dass es für Zirkusbetreiber künftig eher schwierig sein wird, ihre Zelte in Bremen aufzuschlagen. Die Proteste hier wie andernorts waren dieses Mal bemerkenswert wirkungsvoll. Der „Circus Barelli“ beziffert seine finanziellen Einbußen bislang auf insgesamt etwa 700.000 Euro.

Ungewiss muss uns scheinen, ob der Bremer Tierschutzbund je so viele Menschen gegen ein Zirkusgastspiel hätte mobilisieren können, wie zunächst von Herrn Barelli vermutet wurde. Die Breite der Ablehnung von Zirkusdarbietungen ist ganz offensichtlich Ausdruck einer gestiegenen Sensibilität gegenüber Tierdressur, Massentierhaltung, Konsum von Tierprodukten, verbrauchender Forschung in „medizinischen“ Experimenten sowie in Kosmetikatests und dergleichen. Da tut es gut, in einer Stadt zu leben, in der es ein öffentliches Bewusstsein für die Verletzungen von Tierrechten gibt.

André Beßler, Bremen