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Gesteuerter Kaufrausch

Durchschnitts-BundesbürgerIn hat nun 9.021 DM Schulden  ■ Mit dem Konsum auf Du und Du

Frankfurt (ap) - Die BundesbürgerInnen haben sich im vergangenen Jahr in einem bisher nicht gekannten Ausmaß verschuldet. Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank stiegen die Verbindlichkeiten der Privathaushalte von Ende 1988 bis Ende 1989 um 20,5 Milliarden Mark oder neun Prozent auf insgesamt 247,2 Milliarden Mark. Wie die Frankfurter Währungshüter in ihrem Monatsbericht Mai weiter mitteilten, stand diesen Schulden ein Geldvermögen gegenüber, das 1989 um sieben Prozent oder 178 Milliarden Mark auf 2,712 Billionen Mark anschwoll.

Die Bedeutung dieser Zahlen erschließt sich erst dann richtig, wenn sie auf den einzelnen Haushalt bezogen werden. Bei einer vom Statistischen Bundesamt für 1988 angegebenen Haushaltszahl von 27,403 Millionen ergibt sich für jede Familie und jedeN Single im Schnitt eine Verschuldung von 9.021 Mark. Als Ursache der starken Neuverschuldung sieht die Bundesbank zum Teil einen „Vorgriff auf die höheren Einkommen, die die KonsumentInnen angesichts der Anfang des Jahres 1990 in Kraft getretenen steuerlichen Entlastungen zu erwarten hatten“. Dies würde bedeuten, daß manche schon im vergangenen Jahr auf Pump etwas kauften, was sie sich eigentlich erst in diesem Jahr leisten könnten.

An Geldvermögen nannte zum Jahreswechsel jeder Haushalt im Schnitt 98.971 Mark sein eigen. Davon waren 45,6 Prozent als Spareinlagen oder in anderer Form bei Banken und Sparkassen angelegt. 21,8 Prozent entfielen auf die Versicherungen, 16,8 Prozent auf festverzinsliche Wertpapiere und nur 2,9 Prozent auf Aktien. Vor allem zinsattraktive Sondersparformen wie „dynamische“ Sparverträge und festverzinsliche Staatsanleihen standen in der Gunst der PrivatanlegerInnen ganz oben. Hingegen verloren Auslandsanleihen nach Abschaffung der Quellensteuer erheblich an Attraktivität - zum Nachteil der Luxemburger Finanzwirtschaft.

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