■ Read.Me: Gestern begann die Zukunft
Es geht um Entwicklung und Bedeutung der Mediengesellschaft, und die Autorenliste deutet schon die Bandbreite der von Hilmar Hoffmann herausgegebenen Aufsatzsammlung an: von den Medienphilosphen (Neil Postman) über die Hierarchen (Friedrich Nowottny, Dieter Stolte) bis zu Feuilletonisten (Hellmuth Karasek) und Politikern (Wolfgang Clement, Peter Glotz). Das Buch bietet eine Zustandsbeschreibung der Medienlandschaft, was im einzelnen heißt: Positionsbestimmungen ökonomischer, rechtlicher, kultureller, ethischer sowie medienpolitischer Art.
Besprochen werden klassische Fragestellungen wie jene nach den Wirkungen des Fernsehkonsums auf die Gesellschaft oder die Gefahren fürs Lesen (Hoffmann ist Geschäftsführer der Stiftung Lesen); außerdem bietet das Buch Entwürfe für die Medienwelt von morgen und vollzieht die Metamorphose der Schriftträger im Lauf der Zeit nach.
Im wesentlichen beziehen die Autoren die bereits von ihnen bekannten Positionen. Neil Postman etwa beschwört ein weiteres Mal jenen faustischen Pakt, auf den sich die Menschen einlassen, wenn sie sich den Medien unterwerfen. Dennoch gehört sein Beitrag innerhalb der stilistischen Vielfalt des Buches zu den interessantesten, weil er mit seiner Technologiefeindlichkeit eine Menge Diskussionsstoff liefert. Allerdings erübrigt sich die Lektüre für jene Leser, die bereits Postmans Buch „Das Technopol“ kennen.
Gelegentlich macht der Reader trotz der übersichtlichen Struktur einen etwas ungeordneten Eindruck, wenn etwa gleich nach Postmans Beitrag der Jurist Paul Leo Giani ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts kommentiert. Insgesamt aber gibt das Buch in seiner beeindruckenden Vielfalt einen nützlichen Überblick über die Mediengesellschaft in all ihren Aspekten – allerdings für Fortgeschrittene.Tilmann P. Gangloff
Hilmar Hoffmann (Hg.): „Gestern begann die Zukunft. Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung der Medienvielfalt“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. 345 Seiten, 49.90 DM
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen