Gespräch zum Atlas der Globalisierung: Ist es zu spät für Italien?

Der neue Atlas der Globalisierung ist erschienen. In Dortmund wurde eines der zentralen Atlas-Themen schonmal andiskutiert: die Eurokrise.

Nur eines von vielen wirtschaftlichen Problemen für Italien: die Banken Bild: rtr

von MANDY POHL

Von außen gleicht der „Rekorder“, ein Laden im Dortmunder Hafenviertel, einer sympathischen Punkerkneipe, im Keller ist eine schmale Bühne aufgebaut. Ein kleiner Holztisch mit einem vertrockneten Blumenstrauß und drei Stühle stehen auf einem alten Perserteppich. Beim Reinkommen wird jede*r freundlich begrüßt. Nach und nach füllt sich der Raum, sodass die letzten Gäste auf dem Boden Platz nehmen müssen.

Knapp vier Jahre ist es her, dass Le Monde diplomatique den letzten Atlas der Globalisierung herausgegeben hat. Nun erscheint eine neue Ausgabe, die den Titel „Welt in Bewegung“ trägt und am Freitag, 21.06.2019, während des Evangelischen Kirchentags aber abseits des offiziellen Programms, im Dortmunder Kunst- und Kulturort Rekorder vorgestellt worden ist.

Stefan Mahlke, der Herausgeber, und taz-Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrmann sind zu Gast. Vier Beiträge hat Herrmann für das Heft geschrieben, sie ergreift das Wort: „Eigentlich ist Italien bisher das größte Opfer der Eurozone“. Schlagworte wie Kredite, Realzins, Inflation, Peripherieländer und Jugendarbeitslosigkeit fallen.

„Whatever it takes“

Ein Raunen ertönt im Publikum, als Ulrike Herrmann feststellt: „Ein einziger Tag der jüngeren Geschichte hat für Italien alles verändert: der 21. Juli 2011.“ Denn als der Schuldenschnitt für Griechenland festgelegt worden ist, wurden „hektisch italienische Staatsanleihen aus Angst verkauft, dass auch Italien konkursreif werden könnte.“

Der berühmte Satz „We will save the Euro whatever it takes“ von Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank, kam, so Hermann, zu spät. Und: „Wenn die Eurozone jetzt nicht versteht, dass Italien eigentlich nichts falsch gemacht hat, dann wäre ein Austritt aus der Eurozone für dieses Land wahrscheinlich das Beste."

Während sich einzelne Publikumsgäste ihr zweites Bier von der Bar holen, werden Grafiken aus dem Heft vorgestellt und von Stefan Mahlke erklärt. Bei all den bunten Balken– und Kurvendiagrammen kann man sich auch schnell mal überfordert fühlen. Aber ein ruhiger Blick ins Heft auf der eigenen Coach kann sicher helfen.

MANDY POHL ist Autorin im Kirchentags-Team der taz 2019.

Wird der globale Kapitalismus demnächst aus Peking gesteuert? Wo wachsen die meisten Tomaten? Steht Rotterdam in 70 Jahren unter Wasser? Und was hat Rheinmetall eigentlich in Südafrika verloren? Diesen und vielen anderen Fragen geht der neue Atlas der Globalisierung »Welt in Bewegung« nach.

 

Mit Beiträgen von Bridget Anderson, Ulrike Herrmann, Manfred Kriener, Niklas Maak, Branko Milanovic, Charlotte Wiedemann und anderen.

 

Inklusive eBook (PDF/ePUB), über 300 neue Karten und Grafiken, 192 Seiten, broschiert, Format 22,5 x 30 cm

 

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