: Gesicherte Einschaltquoten
■ betr.: "Hinrichtungen live", taz vom 18.7.90
betr.: „Hinrichtungen live“,
taz vom 18.7.90
Die USA übertrifft mal wieder mit ihrer Geschmacklosigkeit den Rest der Welt. Hinrichtungen live übertragen in das amerikanische Wohnzimmer. (...)
Die Legitimation hierzu wurde wohl schon lange erteilt. Grausame, gewaltverherrlichende Spielfilme mit möglichst wenig geistreichem Hintergrund, werden der Bevölkerung im 24 -Stundenservice per „Fast-Food-Kultur“ geboten. Man kann wohl jetzt schon die Prognose wagen, daß die Übertragungen dem Fernsehsender sensationelle Einschaltquoten sichern werden.
Immer wieder fragt man sich, wo die Würde des Menschen geblieben ist? Da stellt sich die Frage, ob manch einer dümmer als grausam oder grausamer als dumm ist.
Martin Gebhard, Stuttgart (BRD)
Die Phantasie der amerikanischen Medien scheint ja wieder mal grenzenlos zu sein, vor allem, wenn diese sich auf die Pressefreiheit berufen.
Ich würde ja nichts dazu sagen, wenn mit dem Vorhaben, Hinrichtungen zu zeigen, der Zweck erfüllt würde, die Zuschauer gegen die Todesstrafe zu mobilisieren, aber aus diesen kurzen Artikel scheint in diese Richtung nichts zu laufen. Es sieht eher nach Sensationslust aus unter dem Deckmantel des „öffentlichen Interesses“.
Es würde mich auch nicht wundern, wenn das Argument angeführt worden wäre, mit den Hinrichtungsübertragungen etwas Wirksames gegen die Kriminalität zu unternehmen, wobei die Todesstrafe erwiesenermaßen kein Mittel zur Bekämpfung von kriminellen Auswüchsen ist.
Agathe Bellwald, Weinfelden/TG, Schweiz
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