: Geschlossene Fenster
Berlin (taz) - Schon von weitem war der Auflauf zu bemerken. Demo vor dem Roten Rathaus. Die MitarbeiterInnen der KWV hatte es von ihren Schreibtischen hervorgetrieben - hinter denen sie so oft den Unmut der MieterInnen abfangen mußten. Sie bewegt deutlich Angst und Sorge nicht nur um ihre Zukunft, sondern auch die der ihnen anvertrauten MiterInnen. So warnten die MitarbeiterInnen der KWV Mitte vor der Bildung von gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften, da die hiermit erreichte Zersplitterung in eine Unzahlkleiner Verwaltungen unter den marktwirtschaftlichen Bedingungen staatliche Subventionen sowie soziale Zuschüsse nicht mehr ermöglichen würden. Nach ausdauernden Rufen „Bürgermeister raus!“ und dem nicht akzeptierten Versuch, den Stellvertreter Reinhardt vor die Menge zu schicken, beeindruckte der auf einem Hubarm einschwebende Betriebsrat Mende, dessen „Einstieg ins Rote Rathaus“ nur an dessen geschlossenen Fenstern scheiterte, OB Hartenhauer dann doch. Er versicherte dann auch, daß überhaupt nicht an Verkauf oder Zerschlagung der KWV zu denken sei, es komme darauf an, sie zu stabiliesieren. Letzendlich erhielten die Protestierenden noch ein Angebot, am Freitag können alle 11 KWV-Direktoren mit je einem Vertreter der Belegschaft zum klärenden Gespräch in den Magistrat kommen. Während sich vorm Rathaus Unmut entlud, lief das Pressegespräch zur Auswertung der Magistratssitzung im Haus im ruhigen Gleichklang. Wichtig für den abendlichen Einkauf: die bis vor kurzem gültigen Öffnungszeiten sollen wieder durchgesetzt werden.In dem sensiblen Bereich Grenze seien Großveranstaltungen nicht gestattet. Dies beträfe den angekündigten Auftritt der Beatles am Brandenburger Tor, jedoch nicht das am 1. Mai geplante Volksfest von Lustgarten bis Siegessäule. Flächen im grenznahen Raum dürften nicht vor der Bestätigung von Planungsdokumenten vergeben werden. In Sachen Wohnungspolitik wurden neue Maßnahmen festgelegt, die progressive Regelungen für Hausbesetzer enthalten und den MieterInnen eine Überprüfbarkeit der Unterlagen von leerstehenden Wohnräumen zusichern. Vor den am 6. Mai wird sich der Magistrat kaum zu entscheidenden Handlungen hinreißen lassen.
M.K.
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