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Geschätzter Los-Absatz: 500.000

■ Bürgerpark-Tombola feiert eine halbe Million Loskäufer

Als Sieglinde Müller, Anwaltssekretärin, am Dienstag in die Mittagspause geht, weiß sie noch nicht, dass es ihr Glückstag ist. Kurz darauf steht sie strahlend vor der Liebfrauenkirche. Blumen in der einen, einen großen Präsentkorb mit Minisalamis, Kochmettwurst und Würstchen in der anderen Hand. Müller ist die 500.000 Loskäuferin der Bürgerpark-Tombola. Die LBS überreicht einen Bausparvertrag in Höhe von 10.000 Euro. „Ich habe noch nie etwas gewonnen“, sagt Müller den anwesenden Journalisten. Ansons-ten interessiert sich aber niemand für die glückliche Gewinnerin.

Ansager Gero Schiffler müht sich zwar redlich, dem Event die nötige Aufmerksamkeit zu verleihen, doch kaum einer der dick eingemummten und beschirmten Passanten horcht auf. „Ja, das Wetter“, stöhnt Tombola-Organisator Karl Wöhler. Bisher liegt man im Vergleich zum Vorjahr mit 100.000 Losen im Rückstand. „Mistwetter und Baustellen“ sind laut Wöhler die Hauptgründe für die schlechteren Absatzzahlen. Am ständigen Geplapper der Live-Sprecher, das so manchem Bremer alljährlich erneut die Nerven raubt, liegt es jedenfalls nicht, da glaubt sich Wöhler sicher. „Ohne Ansagen verkauft man keine Lose, der Mensch möchte angesprochen werden“, erklärt er.

Nachdem alle Fotos gemacht und alle Fragen beantwortet sind, geht Sieglinde Müller zurück ins Büro. Ob sie tatsächlich das 500.000 verkaufte Los in der Tasche trägt, ist aber ungewiss. Ganz genau kennt dort keiner die Verkaufszahlen. „Die geübten Verkäuferinnen können den Absatz aber sehr gut einschätzen“, versichert Wöhler. Hinzu kommt, dass GewinnerInnen ja angekündigt und präsentiert werden müssen. So haben die Veranstalter den Dienstag festgelegt – nach gut überlegten Schätzungen. Damit alles seine Richtigkeit hat, darf ein Anwalt das Glückslos präparieren und mit den anderen Losen mischen. So kommt Frau Müller zu Bausparvertrag und Würstchen.

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