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Archiv-Artikel

Gesamtschulen beliebter als erwünscht

Das Verbot von Neugründungen in Niedersachsen soll aufgehoben werden, beantragt die SPD. Bereits 2.000 Schüler seien zurückgewiesen worden. Tipp von Kultusminister Busemann: bestehende Gesamtschulen größer machen

Im Niedersächsischen Landtag wird es heute eine Debatte um das kleine Wörtchen „bestehend“ geben. Nur an „bestehenden Gesamtschulen“, so heißt im Paragraf 12 des Schulgesetzes, dürften Schüler unterrichtet werden. Die im Jahr 2003 von Kultusminister Bernd Busemann (CDU) durchgesetzte Änderung verbietet die Errichtung neuer Gesamtschulen.

Die SPD-Schulpolitikerin Ingrid Eckel hat nun beantragt, das Wort zu streichen. Würden doch die Gesamtschulen bei Eltern „immer beliebter“. So haben sich im laufenden Schuljahr rund 6.000 Eltern für die Gesamtschule entschieden, obwohl nur 4.000 Plätze in den fünften Klassen bereit stehen. „Oft wurde per Los entschieden, welche Kinder auf die Gesamtschule dürfen. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, moniert Eckel. Der Elternwille müsse endlich wieder mehr zählen als „die Ideologie von Herrn Busemann“.

Dieser lässt sich von der Attacke nicht irritieren. „Niedersachsen ist historisch gewachsen ein Land des gegliederten Schulsystems“, erklärte er gestern. Mit der Gesetzesänderung habe er „endlich Ruhe in die Schulen gebracht“. Nur an einigen Schulen, überwiegend in Hannover, würden Schüler abgelehnt. Dies wäre nicht nötig, wenn die Gesamtschulen „die genehmigte Zügigkeit“ nutzen und statt vier oder sechs acht Parallelklassen einrichten würden. Busemann: Dafür, dass die Gesamtschulen Schüler zurückwiesen, habe er Verständnis, handle es sich doch bei den Abgelehnten „meist um Kinder mit Hauptschulempfehlung“. Ein zu hoher Anteil dieser Kinder sei der Schulform Gesamtschule „nicht zuträglich“.

Dem widerspricht der GEW-Vorsitzende Eberhard Brandt. Eine Umfrage unter den 66 Gesamtschulen habe ergeben, dass „so viele Gymnasialempfohlene abgelehnt wurden, wie noch nie“. Auch gebe es den größten Bewerberüberhang nicht in Hannover, sondern in kreisfreien Städten wie Schaumburg und Wilhelmshaven. Brandt: „In Schaumburg hat die Gesamtschule drei Mal so viele Schüler, wie sie aufnehmen kann.“ Und in Wilhelmshaven sei die Schule bereits acht-zügig. Busemanns Tipp, einfach mehr Klassen einzurichten, sei räumlich nicht realisierbar und zynisch. In der Vergangenheit habe doch stets die CDU gegen so genannte Mammutschulen polemisiert. KAIJA KUTTER