: Gesamtmetall droht
■ 100.000 Beschäftigte weniger, ab November Lohnkürzung bei Krankheit
Baden-Baden (AP/AFP) – Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rechnet damit, daß die Zahl der Beschäftigten in der Metallindustrie 1996 um 100.000 sinken wird. Gesamtmetallpräsident Werner Stumpfe bekräftigte am Montag im Südwestfunk zugleich seine Forderung, die Flächentarifverträge zu lockern. Starre Tarifverträge bedeuteten eine zusätzliche Gefährdung der Arbeitsplätze. Nach Stumpfes Worten sollte künftig im Tarifvertrag lediglich der Kern der Arbeitsverhältnisse geregelt werden. Dies betreffe Löhne, Arbeitszeitverteilung, Zuschläge und Urlaubsdauer.
Bei denen, die die Betriebe seines Verbands weiter beschäftigen, will Stumpfe ebenfalls sparen: Von November an müßten sie mit Einschränkungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall rechnen, meinte Stumpfe.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Ankündigung zurückgewiesen. Der DGB-Tarifexperte Reinhard Dombre sagte gestern in Düsseldorf, eine solche Kürzung sei für den überwiegenden Teil der Beschäftigten rechtlich nicht möglich. In den meisten Tarifverträgen der Branche sei die Anwendung des Lohnfortzahlungsgesetzes in seiner jeweils geltenden Form nicht vereinbart. Kürzungen würden also erst mit dem nächsten Tarifvertrag fällig. Durch die Ankündigung des Arbeitgeberpräsidenten wird laut Dombre deutlich, „daß Stumpfe in diesem Bereich einen Frontalangriff starten will“.
Stumpfe betonte, die IG Metall könne gegen Kürzungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zwar protestieren, aber nicht streiken. Das Sparpaket der Bundesregierung sieht vor, die Fortzahlung der Bezüge bei Krankheit auf 80 Prozent zu senken. Beschäftigte können aber wahlweise für fünf Krankheitstage auf einen Urlaubstag verzichten. Mit Nachdruck wies Dombre auch die Forderung Stumpfes nach längeren Arbeitszeiten zurück. Dies werde auf den „erbitterten Widerstand der Gewerkschaften“ stoßen.
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