: Gesamtberliner 'Museums-Journal‘
Die Juliausgabe des 'Museums-Journals‘ des Westberliner Museumspädagogischen Dienstes befaßt sich erstmals mit Museen, Schlössern und Sammlungen in ganz Berlin und Potsdam. Die Titelseite ist der Carl-Blechen-Ausstellung gewidmet, die am 31. August in der Ostberliner Nationalgalerie eröffnet wird. Zu ihr werden die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in West und Ost erstmals einen gemeinsamen Katalog herausgeben.
Die Zeitschrift, die in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Museen im Auftrag der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten herausgegeben wird, will künftig regelmäßig über Einrichtungen in der zusammenwachsenden Stadt und der Umgebung informieren. Das neue Heft enthät Berichte über kommende und laufende Ausstellungen: zum Beispiel über solche anläßlich des Bismarck-Jahres mit dem Leben und Streben des Fürsten in allen vitrinisierten Variationen von der Personality-Show des Deutschen Historischen Museums im Martin-Gropius-Bau bis zur Bismarck -Süßwaren-Connection im Zuckermuseum; oder auch über mein Lieblingsmuseum - das ich nie von innen sah, bei dem aber allein schon der Titel Bände spricht und Bilder malt -, das „Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941 bis 1945“ in der sowjetischen Gedenkstätte Karlshorst; oder über die Entwicklung des Bereichs Restaurierung in den Staatlichen Museen zu Berlin (Ost); oder zum Beispiel über die Spiegelforschung am Antikenmuseum etc.
Im März war bereits ein Sonderheft erschienen, das verschiedene DDR-Museen vorgestellt hatte. Mittlerweile aber geht es darum, den publizistischen Background zur Muse umswiedervereinigungsdiskussion zu liefern. Das „neue“ 'Museums-Journal‘ wurde am Montag dann auch wegen der integrativen Funktion der Kultur im allgemeinen und der repräsentativen Ausstrahlung der Berliner Museumslandschaft im besonderen mit einigem Pomp und reichlich Personal präsentiert. Die Westberliner Kultursenatorin, die Ostberliner Kulturstadträtin, der Generaldirektor der Staatlichen Museen West, der Generaldirektor der Staatlichen Museen Ost und ein Prof aus dem Kulturministerium Ost hatten sich im Expressionistensaal der Nationalgalerie Ost die Ehre gegeben wg. Museumslandschaft, die „einmalig in der Welt ist“ (Martiny), wg. Berlin, das mittels „Einigungsvertrag“ die „Chance für eine Hauptstadt von europäischem Rang“ erhielte und nicht „als Marginalie untergehen“ dürfe (Bartsch, Kulturministerium Ost) etc.
Weltniveaubeschwörung trieb dann auch den ideellen Gesamtbürgermeister Momper dazu, das Journalvorwort zu schreiben, weil mit dem vorliegenden Heft „Berlin als Einheit erfahrbar“ sei - der Kampf um die Einheitserfahrung tobt gegenwärtig auf allen Ebenen.
Aber im Ernst: Das 'Museums-Journal‘ beabsichtigt, die „Notwendigkeiten und Chancen“ der Vereinigung der Museen darzustellen. Weshalb in diesem Heft zunächst die beiden Direktoren der beiden Ägyptischen Museen in einem gemeinsamen Aufsatz zu Wort kommen und auch konkrete Vorschläge machen, wie die „einzigartige Konzentration von ägyptologischem Know-how“ in Berlin, jenseits eines vorschnellen Austausches von Einzelobjekten, in Zukunft sinnvoll ausgenutzt werden kann. Schließlich würde hier deutlich werden, „wie weittragend Altägyptens Antwort auf die Fragen nach 'Gott‘, nach 'Tod‘ und 'Ewigkeit‘ ist, Fragen, die mehr und mehr ins Zentrum unseres heutigen Denkens zurückkehren“. Jetzt, wo der Sozialismus hin ist.
Das Heft ist zu beziehen über den Museumspädagogischen Dienst Berlin, Hardenbergstraße 12, Berlin 12 (oder auch über den Buchhandel) und kostet 7 DM.
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