: Gerupfte Albatrosse zweite Sieger
■ Im dritten Finale um die Basketballmeisterschaft hatte Alba Berlin keine Chance gegen den neuen Rekordmeister Leverkusen und hofft auf das nächste Jahr
Leverkusen. »We are the champions.“ 4.500 Zuschauer standen Kopf und zum Schluß auf den Stühlen der ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle, als sich der alte und neue deutsche Basketball-Meister TSV Chemie 04 Leverkusen ein weiteres Mal als König unter den Körben feiern ließ. Mit dem 84:76-Sieg über ALBA Berlin im dritten und entscheidenden Play-Off-Finale warfen sich die „Riesen vom Rhein“ mit dem zehnten Meistertitel zum alleinigen deutschen Rekordmeister vor dem neunmaligen Champion USC Heidelberg.
„Wir können glücklich und stolz sein. Mit der zehnten Meisterschaft und unserem zweiten Titel-Hattrick haben wir ein Stück deutscher Basketballgeschichte geschrieben“, stellte Leverkusens 34jähriger Trainer Dirk Bauermann mit strahlender Miene fest. Dem Bad in der tosenden Menge, den Sektfontänen und Konfettieregen entstiegen, konnte sich der zweimalige „Trainer des Jahres“ seinen dritten Triumph an das Revers seiner durchgeschwitzten Jacke heften. Auch für Manager Otto Reintjes war die erfolgreiche Titelverteidigung „etwas ganz Besonderes“.
Spontan widmete er auf dem Siegerbankett den zehnten Titel dem scheidenden Vereinspräsidenten Gerd- Achim Fischer, der mit seinem Engagement für die aus dem Schatten der Fußballer herausgewachsenen Riesen mitentscheidenden Anteil an der Dominanz der Aspirin-Körbler in Deutschland hat.
National hat die Mannschaft mit dem höchsten Etat aller Bundesligaklubs (vier Millionen Mark) alles ausgereizt, den „Weg nach Europa“ (Reintjes) dabei nie aus den Augen verloren. Der brillante amerikanische Spielmacher Clinton Wheeler, mit 29 Korbpunkten Matchwinner und überragender Spieler auf dem Parkett, sprach die Zukunftspläne des Meisters direkt aus: „Jetzt wollen wir in Europa unter die besten vier.“ Ein Ziel, das in diesem Jahr gegen die europäischen Topteams aus Spanien, Italien und Jugoslawien nur knapp verpaßt wurde.
Doch beim Sieger gab es Verlierer: Nationalspieler Stephan Baeck spielte keine Sekunde und dürfte eines der Opfer der hochfliegenden Pläne seines ehrgeizigen Coaches werden. Sein „Abschiedsspiel“ durfte nach 16monatiger Verletzungspause Ex-Nationalspieler Christoph Körner absolvieren. Auch beim Verlierer Berlin, dessen Trainer Faruk Kulenovic den 36jährigen Kapitän Matthias Strauss überraschend in der „ersten Fünf“ einsetzte, macht man sich Gedanken über die Zukunft. ALBA-Manager Marco Baldi: „Unser Abstand zu Leverkusen ist geringer geworden. Wir bleiben weiter am Ball und greifen im nächsten Jahr wieder an.“ Doch Baldi hat festgestellt: „Gute Spieler sind auf dem deutschen Markt selten.“ Mit dem im Vorjahr noch in der zweiten Liga für Rist Wedel spielenden Ingo Freyer (11 Punkte) brachten die Berliner immerhin die Entdeckung der diesjährigen Bundesligasaison heraus. Ob die beiden Jugo-Stars Mutapcic und der im dritten Finale enttäuschende Radovic künftig weiter für Berlin auf Korbjagd gehen, ist ungewiß. An deutschen Spielern könnten allenfalls Hansi Gnad (Mailand) und Henrik Rödl (North Carolina) die beiden Finalteilnehmer noch verstärken. Berlins Werben um Stephan Baeck setzte unmittelbar nach Spielende ein. dpa/Schmiernik
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen