Nachgefragt: Gerne Klingen gekreuzt
■ Über Fücks: von Linnert bis Jäger
Ralf Fücks geht, die Grünen tragen Trauer. „Das tut mir leid, ist doch klar“, kommentiert die Grüne Sozialpolitikerin Karoline Linnert. „Er ist wichtig für uns. Es wird schwer sein, die Lücken zu füllen.“ Dieter Mützelburg, gemeinsam mit Fücks im Sprechertrio der Bürgerschaftsfraktion, empfindet dagegen auch ein wenig Stolz für die Bremer Grünen: „Es ist erst mal ein gutes Zeichen, daß wir Politiker haben, die solche Aufträge kriegen, eine parteinahe Organisation aufzubauen. Und da ist Ralf Fücks auch der geeignete Mann. Aber für die Bremer Politik insgesamt ist das ein schwerer Verlust. Er ist einer der fähigsten und anerkanntesten Politiker in der Stadt, der auch Ideen quer zum Mainstream auf die Tagesordnung gebracht hat.“
Schade findet den Weggang Umweltsenatorin Christine Wischer von der SPD. Sie war bis zum Ende der letzten Legislaturperiode Sprecherin der Umweltdeputation unter dem Senator Fücks: „Wir haben gut zusammengearbeitet. Er ist ein engagierter, couragierter Mensch mit Kopf. Für die neue Aufgabe wünsche ich ihm ein glückliches Händchen, weil da ein kluger Kopf alleine nicht reicht.“
Lob bekommt Fücks nach seiner Entscheidung, Bremen zu verlassen, selbst von der CDU. „Ich bedaure seinen Weggang“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Ronald Mike Neumeyer, „weil die Grünen ihren profiliertesten Politiker damit verlieren.“ Mit Fücks hätte er sich gut vorstellen können, so Neumeyer, „in einer gewissen Zeit und unter gewissen Konditionen zu einer engeren Zusammenarbeit zu kommen“. Ganz die Meinung des Junge-Union-Vorsitzenden jens Eckhoff: „Der Weggang von Ralf Fücks mindert die Option mit Schwarz/Grün in Bremen im Jahr 1999.“ Fücks Abgang zeige „den dramatischen Verfall des Personals bei den Bremer Grünen“.
„So ein großes Talent wie Fücks hat nun mal nicht jeder“, gibt auch AfB-Fraktionssprecherin Elke Kröning unumwunden zu. Für die AfB ergebe sich durch Fücks' Weggang aus Bremen allerdings „die Chance, aus der Rolle der kleineren Oppositionsfraktion herauszukommen“. Bisher sei eben alles „sehr auf Fücks fixiert“ gewesen.
Er habe immer gerne mit dem „exzellenten Streiter“ Fücks die Klingen gekreuzt, kommentierte sein einstiger Kabinettskollege, der Ex-FDP-Wirtschaftssenator Claus Jäger und lobte die „scharfe analytische Fähigkeit des Grünen. Allerdings sei klar gewesen, daß der bundespolitisch ambitionierte Fücks sich in Bremen nicht auf Dauer eingerichtet habe. Das habe schon sein Ausflug als Bundesvorstandssprecher 1989/90 gezeigt. Weil aber klar gewesen sei, daß er weggehen würde, hätte er den Bremern doch bitte das „eine oder andere fortschrittliche Experiment“ ersparen sollen, so Jäger. Daß mit Fücks die Stadt in der Auseinandersetzung um den Weidedamm an der Spitze der Besetzer-Bewegung gestanden habe, „das hätte nicht sein müssen“.
Umfrage: Ase/J.G./Jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen