: German Fried Movie
■ Ein Off-Berlinale-Film
Mit der von John Landis inszenierten wüsten Nummernrevue Kentucky Fried Movie wurde das Autorenteam Zucker/ Abrahams/Zucker, kurz ZAZ, mit einem Schlag populär. Uwe Boll und Frank Lustig, kurz BOLU, machen schon mit dem Titel ihres ersten 35-mm-Spielfilms klar, daß sie gern in die Fußstapfen der erfolgreichen Kollegen treten würden. Aber der gegrillte Film fand wenig Gegenliebe bei Förderungsgremien und Verleihern, die das Werk im eigenen Saft schmoren ließen. Es garte dennoch, dank einer idealistischen Crew und SchauspielerInnen, die vorläufig ihre Gage zurückstellten, bis der auf 500.000 DM budgetierte Film Gewinne einspielt. Die Produzenten verfügen derzeit nur über eine einzige Kopie, deren Auswertung die Kosten kaum einbringen wird.
Dabei könnte das knusprige German Fried Movie durchaus ein Publikum finden, denn ähnlich drastisch wie einst Abrahams & die Zuckers treiben Lustig & Boll den Irrwitz und die Exzesse der schönen neuen Medienwelt in ihren Sketchen auf die Spitze und überführen sie in den erhellenden Wahn. Die Soapoperas, Sport- und News-Shows, Parteien zur Wahl und Rudi Carrells Herzblatt geben Anlaß und Gelegenheit für deftige Späße. Wahre Glanzstücke gelangen den Filmemachern mit ihren Realsatirenummern nach Kerkeling-Art, frech und provokant auch eine Terroristen-Sitcom, die respektlos Einblick gibt in die WG- Neurosen bekannter Persönlichkeiten aus Untergrund und Aufstand.
Vieles ist arg platt, die Dramaturgie mitunter krude, und Technik wie Kulissen verraten den geringen Etat. Dennoch sollten die Mitglieder der Fördervereine das bereits in Arbeit befindliche nächste Drehbuch von Lustig & Boll ein wenig aufmerksamer prüfen. Womöglich wird das Kürzel BOLU einmal ein ähnlich zugkräftiges Markenzeichen wie ZAZ. Eine Chance verdienen die beiden jedenfalls. Harald Keller
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