: Gericht voll, Gefängnis leerer
Weil das überlastete Berliner Landgericht keinen Prozesstermin fand, ist ein mutmaßlicher Gewalttäter aus der Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Die zuständige Kammer des Landgerichts habe sich wegen der Fülle von Arbeit nicht in der Lage gesehen, den Totschlagsprozess ausreichend schnell zu terminieren, sagte Justizsprecher Björn Retzlaff gestern. Demnach wurde auch ein zweiter Häftling gegen Auflagen von der Haft verschont. Ihm wird zur Last gelegt, dass er einen ehemaligen Geschäftspartner umbringen lassen wollte. Das sei kein Versagen der Justiz, wies Retzlaff Kritik zurück. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter bezeichnete die Entlassung der Tatverdächtigen als „handfesten Justizskandal“ und forderte eine Untersuchung. Der Verdächtige soll am 1. Dezember vorigen Jahres seinen Vater erstochen haben. Die Staatsanwaltschaft hatte im Januar Anklage gegen ihn erhoben. Untersuchungshäftlinge dürfen nur in Ausnahmefällen länger als ein halbes Jahr eingesperrt werden. DPA