■ McCash Flows Orakel: Geregelter Markt
Seit 4. Mai verfügt die deutsche Börse über ein neues Segment: den „Geregelten Markt“. Dieser soll es kleinen und mittleren Unternehmen erleichtern, Kapital über die Börse aufzunehmen. Die wesentliche Erleichterung besteht darin, daß der Mindestbetrag des zu emittierenden Kapitals - 10.000 Aktien a 50 DM - kleiner ist als bei der Teilnahme am amtlichen Handel. Außerdem muß der Emissionsprospekt - der die Art des Unternehmens und die Geschäftsaussichten beschreibt - nicht so ausführlich sein, auch auf die quartalsweise Zwischenberichterstattung kann verzichtet werden. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hat diese „Erleichterungsmaßnahmen“ kritisiert: es gäbe schon zwei Marktsegmente - den geregelten Freiverkehr und den Telefonhandel, in denen der Anlegerschutz geringer sei als im amtlichen Handel. Der geregelte Markt liegt in seinen „Sicherheitsnormen“ über diesen beiden Märkten, aber unterhalb des amtlichen Handels. Außerdem moniert die Schutzvereinigung, daß die Mindestanzahl von 10.000 Aktien viel zu gering sei, die vorauszusehende Marktenge könne den Aktionären nur zum Schaden gereichen. Bei einem engen Markt können schon kleinere Aufträge zu großen Kursausschlägen führen, was Manipulationen - das künstliche Hochpushen von Kursen - sehr einfach macht. Der Gesetzgeber indessen wollte von diesen Protesten nichts hören. Warten wirs ab, wie lange im geregelten Markt alles nach den ehernen Regeln der Zunft läuft.
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