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Gerechte Strafe

■ Zum Abschneiden der Grünen bei der Bundestagswahl KOMMENTARE

Jetzt jammern sie wieder. Klagelieder über den strukturellen Konservativismus der Deutschen, über das gegen die vermeintlich eigenen „objektiven Interessen“ votierende Wahlvolk beherrschen die grün-linken Stellungnahmen zum Wahlausgang. Links-grün nimmt übel. Ritualisiert, routiniert, verlogen. Gewiß, der Ausstrahlung der Grünen sind gesellschaftlich bedingte Grenzen gesetzt. Wer jedoch jetzt diese Banalität zur Erklärung der Wahlniederlage bemüht, tut das, um von den eigenen Fehlern abzulenken. Tatsächlich ist die Krise der Grünen, die eine Krise der linken Grünen ist, im wesentlichen hausgemacht. Nur ein paar Stichworte: Linksgrüne ideologische Blindheit hat die rot-grüne Option, verstanden als gezielten reformpolitischen Ansatz zum Umbau der Gesellschaft, zunächst durch Verratsgeschrei auf allen Ebenen blockiert. Erst als das „blöde“ Wahlvolk, z. B. in Hamburg, signalisierte, daß es von solchem blutleeren Fundamentalismus nichts hielt, vollzog links-grün die Wende, allerdings nur verbal, nicht im Kopf. Rot-grün als notwendiges Übel, begleitet von permanentem öffentlichem Gezänk, nicht als Wahrnehmung einer Chance, war das Ergebnis. Linksgrüne ideologische Blindheit verhinderte jahrelang eine sachliche Diskussion der Rotationsfrage. Auch hier bewegte sich das auf Parteitagen dominierende linksgrüne Mittelmaß erst nach Urabstimmungen der Mitglieder; gezwungenermaßen gab man in den Landesverbänden nach, Millimeter für Millimeter. Immer einen Schritt zu kurz, immer einen Schritt zu spät. Wichtige grüne Persönlichkeiten wie Thea Bock oder Otto Schily wurden dadurch aus der Partei gedrängt. Andere, die grüne Partei positiv personifizierende, geradezu identitätsstiftend wirkende Politikerinnen wie Antje Vollmer, verplichtete die Rotation zur Zwangspause, gnadenlos die Bedürfnisse von Menschen, die politische Aufgaben an ihnen bekannte Persönlichkeiten vertrauensvoll delegieren wollen, ignorierend. Wer so mit seinen Sympathieträgern umgeht, darf sich über Wahlverluste nicht wundern, zumal mit Lafontaine diesmal ein SPD-Kandidat auftrat, dessen Kompetenz und ökologische Ernsthaftigkeit bis weit hinein in die grüne Klientel — die keine radikalen Phrasen, keine radikalen Posen, sondern radikale Politik will — Anerkennung findet.

Mit den derzeitigen linksgrünen Parteiverwaltern, die selbstredend auch die Debatte über eine „ökologische Marktwirtschaft“, die für die Grünen viele Möglichkeiten eröffente, als Verrat an grüne Ideale stigmatisieren — Gorbatschow ist da weiter als die linksgrünen Blockierer —, ist Lafontaine jedenfalls nicht beizukommen. Tragisch für die grüne Partei, daß auf dem Sonderparteitag wieder diejenigen in der Mehrheit sind, die die Misere verursacht haben. Erneuerung durch die Betonköpfe, dieses Stück wurde schon in der DKP erfolglos aufgeführt. Walter Jakobs

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