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■ Bosnien: Holbrooke und Milošević in der ZwickmühleGeradlinigkeit erwünscht

Nur wenn Karadžić und Mladić ausgeschaltet sind, können Wahlen in Bosnien-Herzegowina stattfinden. Träte Karadžić an, würden die bosnischen Muslime die Wahlen boykottieren. Ohne ein Gesamtparlament für Bosnien-Herzegowina wäre aber das Dayton-Abkommen gescheitert, und das können die internationalen Institutionen nicht zulassen. Deshalb wächst der Druck, nicht nur vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag her. Holbrookes Mission in Belgrad markiert das vitale Interesse der USA, den Dayton-Prozeß zu Ende zu führen. Milošević soll aktiv werden, oder es stehen wieder Sanktionen ins Haus.

Die Risiken, die damit verbunden sind, können jedoch nicht ignoriert werden. Nicht von Milošević, der angesichts der Popularität von Karadžić im gesamten serbischen Lager um seine Rolle als unangefochtener Führer der serbischen Nation fürchten muß. Und auch nicht von den USA und den europäischen Mächten. Der bisherige Oberkommandierende Leighton Smith warnt nicht ohne Hintergrund. Nur ein einziger toter GI in Bosnien-Herzegowina könnte Präsident Clintons Wahlkampagne empfindlich stören. Daß die über das ganze Land verstreuten Ifor-Truppen wie die UN-Polizisten zu Geiseln werden können, ist kein militärisches Geheimnis. Und daß serbische Geheimdienste in den wichtigsten Ländern dieser Welt über eine Infrastruktur verfügen, die auch für terroristische Anschläge genutzt werden kann, ist eine Tatsache.

Die Kritik an der Ifor war gerechtfertigt, solange das Problem der Kriegsverbrecher aus vordergründigen politischen Interessen – vor allem von britischer Seite – verharmlost wurde. Seit dem Haftbefehl aus Den Haag und angesichts der geöffneten Massengräber wird die Beweislast täglich größer. Die Ifor-Truppen sind jedoch gezwungen, die Risiken einer Verhaftungsaktion militärisch zu minimieren. Das braucht etwas Zeit. Zu einer härteren Gangart gegenüber den Kriegsverbrechern wird auch der Wille der Öffentlichkeit benötigt, jene Politiker und Militärs zu unterstützen, die ernsthaft dabei sind, Karadžić und Mladić auszuschalten. Eine mögliche Terroraktion von seiten der serbischen Extremisten sollte diesen Willen weder brechen noch unterhöhlen dürfen. Weder die Ifor noch die Garantiemächte des Dayton-Abkommens dürften dann noch zögern, den Worten Taten folgen zu lassen. Erich Rathfelder

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