Geplante Änderungen beim Elterngeld: Immerhin Babyschritte
Die Care-Arbeit bleibt oft an den Müttern hängen. Ein Plan der Ampel für das Elterngeld könnte die Situation etwas verbessern.
Ein Plan des Familienministeriums gibt Grund zur Hoffnung in Sachen Gleichberechtigung. Es ist kein riesiger Fortschritt, aber immerhin: Das Elterngeld soll ab April nächsten Jahres nur noch bezogen werden können, wenn Paare weniger als zwei Monate gemeinsame Elternzeit nehmen.
Das ist ein Hoffnungsschimmer, weil im Moment nur 10 Prozent der Väter in Deutschland nach der Geburt ihrer Kinder länger als zwei Monate Elterngeld in Anspruch nehmen. Die Väter, die Elternzeit nehmen, nehmen sie meist zeitgleich mit dem anderen Elternteil. Das heißt, die Care-Arbeit – also füttern, wickeln, in den Schlaf wiegen, trösten, die Kinderärztin besuchen, spazieren gehen mit dem Kind – liegt in Hetero-Konstellationen bei der Frau.
Studien zeigen diese Ungleichheit der Sorge seit Jahrzehnten, doch politische Maßnahmen werden kaum getroffen. Bislang versuchte die Politik einzulenken, indem sie die 14 Monate Elterngeld nur auszahlt, wenn einer der beiden Partner_innen zwei Monate Elternzeit davon nimmt. Das hat nicht funktioniert. Eltern, die zwei Monate Elternzeit nehmen, nehmen diese gerne gemeinsam und fliegen dann nicht selten in den Urlaub. Relaxen in Thailand statt Kita-Eingewöhnung.
Väter in Hetero-Beziehungen haben bislang besonders oft von den zwei Monaten Minimal-Elternzeit Gebrauch gemacht – die deswegen auch „Vätermonate“ genannt werden. Dass sie nun mit der Verantwortung zurechtkommen müssen, sich mindestens einen Monat allein um ihr Kind zu kümmern, ist eine gute Idee. Sie mag ein Witz sein im Vergleich zu dem, was die meisten Mütter leisten. Aber es ist ein Babyschritt in die richtige Richtung.
Momentan ist noch nicht klar, wie sich das 60-Milliarden-Loch im Haushaltsplan der Ampel auflösen wird – und welche Konsequenzen das für den Etat der einzelnen Ministerien haben wird. Eines jedoch ist klar: Je nach Berechnung dauert es noch 131 bis 285 Jahre, bis in Deutschland Gleichberechtigung erreicht ist. Es hat einen Grund, dass es so lange dauert, wenn immer nur Babyschritte gemacht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?