piwik no script img

Geplänkel bei Fan-Projekt-Tagung

Berlin. Schade. Wirklich schade, daß die Fan-Projekt-Fachtagung drei Tage unter sich blieb. Erst am vergangenen Freitag wollte man sich mit der Podiumsdiskussion unter dem Motto »Gewalt unter Jugendlichen — Gewalt in den Stadien« der Öffentlichkeit nicht mehr verschließen. Schade — denn dabei blieb es bei einem wenig erhellendem und drögen Austausch von sozialpädogischen Weisheiten, die wirklich jedem bekannt sein dürften, der mal ein Buch oder einen Aufsatz über Jugendliche gelesen hat.

»In einer risikobereiten Welt sind auch die Jugendlichen risikobereit«, hieß es da von Helmut Heitmann, Mitglied des Fan-Projekts so banal wie wahr, und: Gewalt sei nicht nur physischer, sondern auch psychischer Natur. Auch der Staatssekretär der Schulverwaltung, Cola Kuhn, blieb bei schulpolitischen Plattheiten: Man müsse Gestaltungsräume für Jugendliche vergrößern, Einflußmöglichkeiten schaffen und verbessern sowie deren Eigenverantwortlichkeit stärken. Im Prinzip, da waren sich der Staatssekretär, der Soziologe Pilz, der Polizeioberrat Kramer, der Sozialpädagoge Kappeler, der Ostberliner Jugendpfarrer Hülsemann und Heitmann einig, müsse man die sozialen Perspektiven für Jugendliche politisch langfristig verändern — und bremsten damit den allerletzten Schwung der ohnehin schon sich in einstimmigen Monologen erschöpfenden Gesprächsrunde. Ein kurzer Ruck fuhr durch das mittlerweile reichlich erschlaffte und diskussionsunlustige Publikum — fast ausschließlich Leiter von Fan- Projekten oder Sozialarbeiter — als Kappeler darauf hinwies, daß all die ganzen bekannten Erklärungsmuster in der alltäglichen Konfrontation mit Gewalt um und in den Fußballstadien nicht viel weiterhelfen.

Doch schon Minuten später verfielen die Teilnehmer diesem Muster erneut, sprachen von notwendiger Cliquenbildung durch Fan-Projekte und Solidarität in den Fußballstadien. Jedes Statement zu der daraus resultierenden Gewalt und wie man damit als Fan-Projekt tatsächlich umgehen kann, blieb jedoch im Ansatz stecken. Schade! maz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen