: Geordneter Rückzug
Es könnte eine gute Nachricht sein, ist es aber nicht: Als der Senat gestern beschloß, sowohl am Messeausbau wie an den fünf Entwicklungsgebieten, wie die Wasserstadt Oberhavel, festzuhalten, dann vor allem, um nach außen hin Ausstellern wie Investoren zu signalisieren: Kommt nach Berlin und gebt euer Geld hier aus. Daß das Festhalten an den von der Krise überholten Planungen Sinn macht und finanzierbar ist, wird aber immer fragwürdiger. Längst hätten sich Messe GmbH und die Große Koalition mit konkurrierenden Messestandorten abstimmen müssen, damit nicht Berlin seine Ausstellungsfläche erweitert, weil Leipzig dies auch tut und umgekehrt – und am Ende beide den Schaden haben, nämlich die meiste Zeit im Jahr gähnende Leere in geheizten Hallen. Auch bei den Entwicklungsgebieten ist schleierhaft, wer im Jahr 2010 vier Millionen Quadratmeter Gewerbefläche mieten will.
Man gewinnt den Eindruck, die Bauverwaltung hat den Blick für die Entwicklung einer kriselnden Großstadt verloren. Und auch Bausenator Klemann scheint nicht mehr den Durchblick zu haben. Nur so ist zu erklären, daß er weiterhin kein einziges Projekt streichen möchte, sondern alles will. Natürlich ahnt der Senat, daß für diese unseriösen Planungen die Quittung so sicher kommt wie das nächste Gewitter. Und deshalb hielt sich die Landesregierung gestern auch ein Hintertürchen mit „Bedingungen“ offen, die ziemlich nebulös blieben. Damit kann die Große Koalition demnächst von ihren gestrigen Beschlüssen wieder abrücken, ohne das Gesicht zu verlieren. Dirk Wildt
Bericht auf Seite 22
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