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Genschers Mann gegen „Esau“ Strauß

■ Der Staatsminister im Auswärtigen Amt will die Ausschuß-Reise im südlichen Afrika retten / FDP uneinig über Rücktrittsforderungen an Staatssekretär Lengl / Unionsfraktion jubelt Strauß zu

Bonn (ap) – Das Auswärtige Amt rechnet fest damit, daß es trotz der Reise des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß ins südliche Afrika und der folgenden Absage von Gesprächsterminen durch die Regimekritiker zu der geplanten Informationsreise des Auswärtigen Bundestagsausschusses in die Region kommen wird. Es geht dabei um Kontakte zu Kirchenvertretern, Gewerkschaftlern, schwarzen Oppositionsgruppen, dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und der SWAPO. Staatssekratär Schäfer vom Auswärtigen Amt erklärte, er rechne damit, daß Vertreter dieser politischen Kräfte zu einer internatio nalen Südafrika-Anhörung nach Bonn eingeladen werden könnten.

In einem WDR-Interview sagte Schäfer, daß die Bundesregierung in der Südafrika-Frage nicht mit zwei Zungen reden könne.

Strauß gab gestern der Union-Bundestagsfraktion seinen Bericht über die Reise, der, so sagte er, mit „großem Beifall“ aufgenommen worden sei. Teilnehmer erklärten, Strauß habe geradezu beschwörend vor Wirtschaftssankionen gegen Südafrika gewarnt.

Um den Strauß begleitenden Staatssekretär Lengl gibt es innerhalb der FDP eine Kontroverse. Es gehe nicht an, sagte Schäfer, daß ein Staatssekretär im Ausland den Eindruck erwecke, nichts mit der Bundesregierung zu tun zu haben. Er forderte jedoch lediglich, die Aufgaben eines Staatssekretärs „klarzustellen“.

Der FDP-Abgeordnete Irmer dagegen will wegen Lengls Eintreten für die Anerkennung der Unabhängigkeit des „Homelands“ Bophuthatswana dessen Rücktritt. Die Nachricht vom südafrikanischen Kauf zweier Airbusse während des Besuchs von Strauß lasse ihm Strauß wie einen „kleinen Esau“ erscheinen, der „grundlegende Prinzipien der deutschen Außenpolitik um das Linsengericht von zwei Airbussen verkauft hat“.

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