: Genscher beendet Bulgarienbesuch
■ Bei Genschers Gesprächen in Sofia standen die nach dem Kohl–Zitat abgekühlten Beziehungen zur Sowjetunion im Vordergrund / Bulgariens Regierung soll zur Verbesserung beitragen
Berlin (ap/taz) - Bundesaußenminister Hans–Dietrich Genscher hat sich bei seinen Gesprächen mit der bulgarischen Führung für baldige Fortschritte bei Abrüstungsverhandlungen eingesetzt. Er betonte die Bedeutung der deutsch–sowjetischen Beziehungen für die Weiterentwicklung des Ost–West–Verhältnisses. Genscher, der am Montag ausführlich mit dem bulgarischen Außenminister Petar Mladenow gesprochen hatte, wurde am Dienstag auch von Staats– und Parteichef Todor Schiwkow empfangen. Im Gespräch mit Mladenow betonte Genscher das Interesse an konkreten Abrüstungsverhandlungen, die nach dem Gipfel von Reykjavik und den Ergebnissen der Nato–Tagung voriger Woche vor allem im konventionellen Bereich und bei den chemischen Waffen möglich wäre. Das gilt nach Genscher auch für die Mittelstreckenraketen größerer Reichweite, deren Abbau nicht von anderen Fragen abhängig gemacht werden dürfe. Auch über die Mittelstreckenraketen kürzerer Reichweite müsse verhandelt werden. Beobachter sind sich bei der politischen Bewertung der Reise einig: nicht die als problemlos charakterisierten bulgarisch–bundesrepublikanischen Beziehungen standen im Vordergrund der Gespräche, sondern die nach dem Kohl–Zitat über Gorbatschow und Goebbels abgekühlten Beziehungen zur Sowjetunion. Die bulgarische Regierung, bekanntermaßen die sowjet–treueste Regierungen des Warschauer Pakts soll offensichtlich zur Verbesserung der deutsch–sowjetischen Beziehungen beitragen. Doch wurden bei diesem Treffen auch Fragen der kulturellen Zusammenarbeit, ein Abkommen über wissenschaftlich technische Zusammenarbeit und über ein Binnenschiffahrtsabkommen verhandelt. Der Bundesaußenminister erneuerte den Wunsch nach der Errichtung eines deutschen Kulturinstituts in Sofia.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen