Generationswechsel: Konservativer Modernisierer
CDU-Landeschef David McAllister soll Nachfolger des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff werden. Der Deutsch-Schotte pflegt ein Image als Hardliner, verschließt sich aber nicht der gesellschaftlichen Entwicklung.
Der nächste Ministerpräsident Niedersachsens könnte David McAllister heißen. Die CDU-Landtagsfraktion hat ihren Vorsitzenden als Nachfolger von Christian Wulff in dem Amt nominiert. Die Fraktion habe für den Fall, dass Christian Wulff Bundespräsident werde, einstimmig beschlossen, McAllister zum Ministerpräsidenten zu wählen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Björn Thümler am Montag in Hannover. Am Freitag hatte bereits der CDU-Landesvorstand für McAllister als Wulff-Nachfolger votiert.
CDU-Landes- und Fraktionschef McAllister versicherte, man werde jetzt die Bundesversammlung am 30. Juni abwarten. Falls Wulff zum Bundespräsidenten gewählt werde, finde am 1. Juli eine Landtagssondersitzung statt. "Ich würde mich in diesem Fall auch einer Wahl zum Ministerpräsidenten stellen", sagte er.
Falls Wulff zum Bundespräsidenten und er selbst zum Ministerpräsidenten gewählt werde, solle Björn Thümler sein Nachfolger als Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion werden, sagte McAllister. Wulff solle bis zur Bundesversammlung im Amt bleiben, schlug der CDU-Politiker vor. "Ein vorzeitiger Rücktritt, wäre ein Signal, dass man das Votum der Bundesversammlung nicht abwarten kann", warnte er.
David McAllister kommt 1971 in Berlin zur Welt.
1986 tritt er der Jungen Union, 1988 der CDU bei.
1996 wird er in den Stadtrat seiner Heimatgemeinde Bad Bederkesa gewählt, zwei Jahre später in den niedersächsischen Landtag.
2002/2003 hilft er dem damaligen Oppositionsführer Christian Wulff als Generalsekretär der Landes-CDU.
Nach dessen Wahlsieg 2003 wird er Fraktionschef.
2008 löst er Wulff auch im Amt des Landesvorsitzenden ab.
Sollte McAllister gewählt werden, wäre er mit seinen 39 Jahren der Jüngste unter den Ministerpräsidenten. Sein Aufstieg ist etwas für Leute, die Rhythmen mögen: 1988 der CDU beigetreten, zehn Jahre später in den Landtag gewählt, weitere zehn Jahre später zum Landesvorsitzenden erkoren - man fragt sich unwillkürlich, wo dieser Mann in weiteren zehn Jahren angekommen sein wird. Im Bundesvorsitz? Oder gar im Bundeskanzleramt, wie eine schottische Zeitung nicht ohne Nationalstolz spekulierte.
McAllister gilt als großes politisches Talent. Er kann es an Schlagfertigkeit mit dem SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel aufnehmen, seinem zeitweiligen Gegenspieler auf SPD-Seite im Landtag - was etwas heißen will. In der Zusammenarbeit mit Wulff fiel ihm die Rolle des Wadenbeißers zu: Wulff konnte den Landesvater spielen, während McAllister nach Kräften die Opposition vorführen sollte. Das gelang ihm so gut, dass er vor zwei Jahren mit einer SED-Mehrheit als Nachfolger Wulffs zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde: 98,9 Prozent. Franz-Josef Strauß habe einmal 99 Prozent geschafft, ließ er darauf angesprochen wissen.
McAllister gilt als bodenständig und konservativ. Der Familientradition folgend, und vielleicht auch weil es ihm Farbe verleiht, hat er 2003 im Kilt geheiratet. Er marschiert bei den Umzügen des Schützenvereins mit und hält, schon aus politischem Selbsterhaltungskalkül, engen Kontakt mit seinem Heimatwahlkreis Hadeln/Wesermünde. Das hat ihm sein Entdecker, der pensionierte Landrat von Cuxhaven, Martin Döscher, geraten.
Weil ihn die Leute hinterm Deich gewählt haben, opponiert McAllister gegen eine weitere Elbvertiefung: Natürlich arbeiteten auch viele Niedersachsen im Hamburger Hafen. Eine bequeme Zufahrt nach Hamburg für immer größere Containerschiffe dürfe jedoch nicht die Deiche gefährden. McAllister bezeichnet sich selbst als konservativ und stellt sich in die Tradition so unterschiedlicher PolitikerInnen wie Ronald Reagan, Margaret Thatcher und Helmut Kohl. Er tritt für Studiengebühren ein und für eine moderate Verlängerung der Laufzeiten bei den Atomkraftwerken.
Zugleich glaubt er, dass sich die CDU gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschließen darf: Er hat sich dafür eingesetzt, die CDU für AusländerInnen zu öffnen und findet, dass gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften möglich sein sollen. Er unterstützt die Familienpolitik seiner Parteikollegin Ursula von der Leyen und hat den Klimawandel zur "zentralen politischen Herausforderung unserer Zeit" erklärt. Die Erhaltung der Lebensgrundlagen, formulierte die Fraktion unter seiner Führung, sei "eine wertkonservative Aufgabe".
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