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Generalstreik in Westsibirien

Moskau (afp) — Im Steinkohlebecken von Kusbass in Westsibirien wollen eine Million Arbeiter am Mittwoch in einen unbefristeten Generalstreik treten. Die 400.000 Bergleute der Region wollen den Streik vorerst nur „moralisch“ unterstützen.

Am Montag morgen kündigte der Verband der Unabhängigen Gewerkschaften in Kusbass einen „unbefristeten“ Streik für bessere Löhne und Lebensbedingungen an. Rund eine Million Gewerkschaftsmitglieder würden die Arbeit ab Mittwoch niederlegen, sagte der Vorsitzende des Streikkomitees, Gennadi Michailets. Vor allem ginge es darum, daß die Löhne der Arbeiter angehoben würden, die nicht in den Steinkohle- Minen beschäftigt seien. Die russische Regierung habe in diesem Zusammenhang „große Ungerechtigkeiten“ zugelassen.

Um einen Generalstreik der in Kusbass Beschäftigten abzuwenden, hatten der zuständige Verwaltungschef Michail Kisliuk und Arbeiter- Vertreter mehrmals verhandelt. Gespräche mit der russischen Regierung aber kamen nicht zustande: Entgegen den Versprechungen war Ende der Woche doch keine Abordnung aus Moskau erschienen. Der Verwaltungschef von Kusbass, Kisliuk, appellierte an die Bevölkerung, sich nicht an den Arbeitsniederlegungen zu beteiligen. „Wenn dieser Streik stattfindet, wird er schrecklicher als alle anderen zuvor“, sagte Kisliuk. 1989 während der großen Streikbewegung in Kusbass sei die wirtschaftliche Situation noch beherrschbar gewesen. Jetzt aber werde ein Generalstreik für jedermann in der Region zum unkalkulierbaren Risiko. Auch das überbetriebliche Regionalkomitee von Kemerowo rief die Arbeiter auf, dem Streikaufruf nicht zu folgen. Hier handele es sich um einen „Plan von Revanchisten“, die die russische Regierung stürzen wollten, hieß es in einer Erklärung des Gremiums.

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