: Generalstreik gegen Aquino
■ In allen Städten massive Proteste gegen Benzinpreiserhöhungen / Drei Arbeiterinnen bei Demo in Manila erschossen / Die Streiks sollen weitergehen
Manila (afp/wps) - Auf den Philippinen ist es am Mittwoch zu den heftigsten Protesten seit dem Amtsantritt von Corazon Aquino vor 18 Monaten gekommen. In Manila, Cebu und mehreren Provinzhauptstädten lähmte ein Generalstreik weite Teile des öffentlichen Lebens. Geschäfte, Schulen und Banken blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr kam zum Erliegen. Werftarbeiter streikten ebenso wie die Beschäftigten der Telefongesellschaft und der Elektrizitätswerke. Am Nachmittag kam es in Manila zu Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Südlich der Hauptstadt wurden drei Arbeiterinnen von der Polizei erschossen. An verschiedenen Stellen wurden Barrikaden gebaut, 6.000 Menschen versuchten, zum Präsidentenpalast zu marschieren. Der Generalstreik, zu dem die Transportarbeitergewerkschaft und die Linksparteien aufgerufen hatten, richtete sich gegen die am 14. August angeordnete Preiserhöhung für Benzin und andere Erdölprodukte um 18 Prozent und wurde sowohl von dem linken Gewerkschaftsdachverband KMU als auch von dem als regierungsfreundlich geltenden TUCP–Verband unterstützt. Präsidentin Aquino hatte die Preiserhöhung verfügt, um einer Verteuerung der Rohölimporte zu begegnen . Eine Subventionierung sei nicht möglich, da die ausländischen Gläubigerbanken befriedigt werden müßten. Die Philippinen sind mit 28 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet und wenden - gegenteiliger Wahlkampfrhetorik zum Trotz - 40 Prozent des Staatshaushaltes für den Schuldendienst auf. Bereits Anfang der Woche hatten Taxi– und Jeepneyfahrer in mehreren Städten gestreikt. Am Dienstag versuchte die Präsidentin, den eskalierenden Protesten den Boden zu entziehen, indem sie eine teilweise Rücknahme der Maßnahme ankündigte. In einer im Fernsehen übertragenen Rede erklärte sie, die Importzölle für Rohöl sollten von 20 auf 15 Dollar pro Gallone gesenkt werden. Zur Finanzierung sollten die Einnahmen aus staatlichen Spielkasinos verwendet werden, die eigentlich für armutsorientierte Projekte vorgesehen waren. Die Gewerkschaften beschlossen jedoch, die Proteste bis zur völligen Rücknahme der Maßnahmen fortzusetzen.
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