: General hinter Gittern
■ Spanischer Militär wegen Entführung von ETA-Mitgliedern in U-Haft
Madrid (taz) – „Ich bin psychologisch voll darauf vorbereitet, ins Gefängnis zu gehen“, rief der spanische General Enrique Rodriguez Galindo, bevor er am Donnerstag vor dem Richter der Audiencia Nacional, Javier Gomez de Liano, zum Verhör erschien. Am gleichen Abend war es soweit: Der ehemalige Oberbefehlshaber der Guardia Civil im Baskenland und jetzige Berater im Innenministerium wurde in ein Gefängnis bei Madrid überführt: U-Haft unter strikter Kontaktsperre. Ihm wird vorgeworfen, als Rädelsführer der „Antiterroristischen Befreiungsgruppe“ (GAL) 1983 die Entführung der mutmaßlichen ETA-Mitglieder José Antonio Lasa und José Ignacio Zabala im französischen Bayonne geleitet zu haben.
Die beiden Leichen tauchten erst im März letzten Jahres in der Nähe von Alicante auf. Untersuchungen ergaben: Man hatte ihnen die Fingernägel ausgerissen, sie halbtot geprügelt und erschossen. Jetzt scheinen Beweise vorzuliegen, die zeigen, daß Galindo bei diesem Verhör anwesend war. Unmittelbar nach dem Tod von Lasa und Zabala rückte die Guardia Civil aus, um Tolosa – die Heimatstadt der beiden – zu durchsuchen. 30 mutmaßliche Etarras wurden dabei verhaftet. Wenig später fiel in Südfrankreich der ETA-Führer Mikel Goikoetxea den Kugeln der GAL zum Opfer. Nur wenige kannten seinen Wohnsitz, darunter Lasa und Zabala.
Kaum hatte der Richter den Haftbefehl bekanntgegeben, meldeten sich die ehemaligen Vorgesetzten Galindos – die beiden ehemaligen sozialistischen Innenminister José Barrionuevo und José Luis Corcuera sowie der Ex- Staatssekretär für Terrorismusbekämpfung Rafael Vera – zu Wort. Galindo sei unschuldig, er habe nur ihre Befehle erfüllt. Deshalb wünschten die drei, „das Schicksal von General Rodriguez Galindo mit all seinen Konsequenzen zu teilen“. Dies könnte bald geschehen. Gegen sie wird ebenfalls in Sachen GAL ermittelt. Reiner Wandler
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