: Gemischte Künstler mit Film
■ Axel Roselius will Bremer Künstler im „X-Screen„-Projekt der HMK zum Durcheinanderkünstlern bringen und wird darum 3. Mitglied des CultureClubs
Axel Roselius, 22, ist Student der Filmklasse HKM. Neben eigenen Filmarbeiten im Rahmen seiner Ausbildung widmet er sich außerdem der Präsentation von Filmen, die in herkömmlichen Lichtspielhäusern aus rechtlichen, ethischen oder kommerziellen Gründen nicht aufgeführt werden. Mit
dem Namen x-screen knüpft Roselius an eine bereits früher existierende Off-Filmreihe der HMK an.
taz: Welche Gründe gab es für dich, x-screen wiederzubeleben?
Axel: Eigentlich hat mir am Anfang nur das Kinoprogramm in Bremen nicht gefallen. Auf Festivals habe ich viele Filme gesehen, die hier nie gezeigt werden würden. Deshalb habe ich x-screen wieder aufleben lassen. Vielleicht hebt das diese Stadt ein wenig aus ihrer Provinzialität heraus. Allerdings möchte ich diese bislang unregelmäßige Veranstaltungsreihe nicht nur auf das Thema Film beschränkt wissen. Vor kurzem hatten wir zwar eine kleine Kurzfilmschau im Lagerhaus mit einer Filmgruppe aus Bonn, aber die war noch nicht das Gelbe von Ei. X-screen soll eigentlich ein Rahmen für ganz verschiedene kulturelle Gruppierungen sein. Bremen ist in dieser Beziehung echt ein Piss-Dorf. Da gibt es nichts Szene-Übergreifendes. Musiker, Theaterleute, Filmer und auch Maler hocken alle in ihren Ecken und machen nichts zusammen.
Wie kann so etwas aussehen ?
Nimm zum Beispiel heute abend. Da gibt es diesen umstrittenen Film aus New York. Der hat zwar selbst nichts mit Bremen zu tun, aber er ist erst einmal für diese Stadt ungewöhnlich. Dazu kommen dann noch zwei Musikgruppen, die sofort mit ihrem ersten Ton beginnen, wenn das letzte Filmbild vorüber ist. Das ist an sich noch kein großartiges Konzept, aber es ist ein Beginn. Zum Theater oder zu Malern habe ich noch keine näheren Kontakte, das kann ja noch kommen. Zumindest ist jetzt ein übergreifendes Forum vorhanden. Damit kann man arbeiten.
Was hast Du noch an konkreten Plänen im Hinterkopf ?
Na, ich würde gern mal eine Verbindung Film und Architektur herstellen. Kürzlich kam mir mal der Gedanke, den alten Filmschinken Reichsautobahn, das ist ein Nazi -Propagandafilm, auf der noch nicht freigegebenen Fahrspur des Nord-West-Knotens in Utbremen zu zeigen. Das müßte eine irre Erfahrung sein. Du guckst einen Film über Autoideologien, und links und rechts neben
Dir rauscht der Verkehr vorbei.
Nun begibst Du Dich ja mit dem heutigen Film auf ein recht gefährliches Terrain. Hast Du keine Angst vor anti -sexistischen Aktionen? Es könnten sich doch auch anwesende Frauen verletzt fühlen.
Ich finde, selbst wenn es Leute gibt, die das abnervt, ist es ein Unding, wenn sie Mittel benutzen, die sie auf anderer Ebene bekämpfen. X-screen ist doch kein Porno-Kino. Sexismus auf der Straße ist alltäglich, da passiert gar nichts. Bei uns geht es um andere Darstellungsformen von Film. Bei „Fingered“ hatte Lydia Lunch die Idee, sie schrieb das Buch und spielt die Hauptrolle. Die wird genau gewußt haben, warum sie das macht. Es ist nicht mein Ding, so etwas zu zensieren. Mir kommt es da mehr auf die herbe, dreckige Stimmung an, die der Film vermittelt. Etwas anderes wäre ein Kommerz-Porno, wo eine Frau einen Vertrag hat und darauf vom Produzenten festgenagelt wird, egal ob sie noch will. Das nenne ich eine herbe Schote.
Vielen Dank für das Gespräch.
Jürgen Francke
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