Gelebter Zusammenhalt: Der rote Faden der taz

Lange totgesagt, ist die taz heute lebendiger denn je. Nun entscheiden Sie, ob unsere solidarische Methode auch Zukunft hat.

Sie könnten diese Zeitung lesen oder eine andere. Wir machen diese Zeitung und keine andere. So kommen wir täglich auf dem Marktplatz zusammen – die taz und ihre LeserInnen. Im Briefkasten und im Netz. Aber über das hinaus, was man in Verlagen gemeinhin „Kundenverhältnis” nennt, verbindet uns noch ein weiters Band.

„Solidarität ist nicht nur eine Haltung. Sie ist ein erprobtes Verfahren, um aus guten Ideen funktionierende Projekte zu machen

Die taz wurde mit 7.500 Vorausabos gegründet. So war die Redaktion von Anfang an allein ihren LeserInnen und deren Erwartungen verpflichtet.

Es sollte eine Zeitung werden, die über all das groß berichtet, was in den anderen Blättern bestenfalls am Rande Erwähnung findet. Es ging um „Gegenöffentlichkeit” und einen „alternativen Journalismus”, der auf keiner Ebene mit den Wölfen heult. Das war der rote Faden.

So wurde die taz ein quotierter Betrieb und genderte „Binnen-I”. „Säzzer”-Kommentare und die Rubrik „Was fehlt” erinnerten daran, dass Journalismus immer eine Auswahl trifft.

Selbst wenn Mittel und Begriffe heute antiquiert wirken, gewinnt doch vieles gerade wieder an Bedeutung. Der 24/7-Journalismus im Netz erfordert von LeserInnen und MacherInnen extrem schnelle und sichere Entscheidungen: Was ist relevant? Was will ich lesen?

Gute Ideen zum Gelingen bringen

Auch wer taz.de anklickt, trifft dort auf taz-Journalismus. Und auf unseren roten Faden. Inzwischen arbeiten mit der Monatszeitung Le Monde diplomatique und dem Umweltmagazin zeozwei weitere Redaktionen unter dem taz-Dach, die eigene Schwerpunkte setzen.

Vom taz Panter Preis, der das Engagement der „HeldInnen des Alltags” würdigt, bis zum fair gehandelten tazpresso ist bei uns nichts Selbstzweck. Es spiegelt sich etwas wieder, für das wir lange einen Begriff gesucht haben. Ab sofort wollen wir es „solidarische Methode” nennen.

Denn Solidarität ist nicht nur eine Haltung, mit der sich Gewerkschaften gründen und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten abfedern lassen. Es ist generell ein erprobtes Verfahren, um aus guten Ideen funktionierende Projekte zu machen. Und sich dabei treu zu bleiben.

» Wir machen eine Zeitung, die ihren LeserInnen gehört.

 

» Wir verkaufen unsere Abos mit drei frei wählbaren Preisen.

 

» Wir haben ein Freiwilligen-Abo fürs Internet, weil nur so taz.de kostenlos bleiben kann.

 

» Wir sind eine Genossenschaft, die das Fundament unserer Unabhängigkeit bildet.

 

» Wir leisten uns eine Stiftung, die journalistischen Nachwuchs fördert.

 

» Unsere Ziele wachsen mit denen, die sie teilen.

 

» Wir vertrauen in allem der solidarischen Methode. Das ist der rote Faden. Knüpfen Sie daran an.

Ein Beispiel? Weil nicht alle Menschen gleich viel Geld haben, gibt es für die taz-Abos drei Preise. Um das ermäßigte Abo zu buchen, muss niemand einen Studierendenausweis vorzeigen oder sich als Rentner zu erkennen geben.

Naiv? Mitnichten! Ein Drittel unserer AbonnentInnen zahlt freiwillig etwas mehr, damit ein Drittel etwas weniger zahlen kann. Dieser Pakt, der taz.Solidarpakt, hält nun schon seit mehr als 20 Jahren.

Ein sicheres Fundament

Vieles hat sich in dieser Zeit geändert. Heute würden wir die taz sicher als Crowdfunding-Projekt im Internet gründen. An den Inhalten würde das nichts ändern. Und auch in der Frage der Gesellschaftsform würden wir nicht anders entscheiden.

Die taz ist eine Genossenschaft mit inzwischen 15.100 Mitgliedern. Viele haben ihren Anteil von 500 Euro in 20 Monatsraten gezahlt, einige haben das Zwanzigfache gegeben.

Es gibt Junge und Alte, Frauen und Männer, Manager und Musen. Alle eint, dass sie die Idee von unabhängigem Journalismus wichtiger denn je finden, und dass alle bei Abstimmungen jeweils nur eine Stimme haben.

Die solidarische Methode der taz hat in der Genossenschaft ihr Fundament. Auf der Basis ökonomischer Unabhängigkeit macht die Redaktion ihre Zeitung und plant der Verlag ein neues Haus.

Dieselben Ziele teilen

So bildet die Stiftung journalistischen Nachwuchs aus, gehen LeserInnen gemeinsam auf „Reisen in die Zivilgesellschaft”, strömen die LeserInnen zum taz.lab. Gerade arbeiten wir mit „taz.zahl.ich” daran, für taz.de eine verbindliche, aber freiwillige Bezahlform zu etablieren.

Das ist auf den ersten Blick so, als würden wir Luft verkaufen wollen. Doch auch das ist keinesfalls naiv. Denn ohne ein tragfähiges Bezahlmodell wird dem kritischen Journalismus im Internet auf Dauer die Luft ausgehen.

Unsere Ziele wachsen mit denen, die sie teilen. Aus diesem Grund machen wir nun Werbung für und mit der „solidarischen Methode”. Denn sie ist unser roter Faden. Haben Sie schon angeknüpft?

KARL-HEINZ RUCH ist Mitbegründer und Geschäftsführer der taz