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Gekaperter 200-Millionen-Euro-ÖltankerPiraten fordern Lösegeld

Im Fall des größten jemals gekaperten Schiffs haben die Piraten Lösegeld gefordert. Vor der Küste Ostafrikas brachten Somalier weitere Schiffe in ihre Gewalt.

Die Höhe der Lösegeldforderung ist unbekannt: Tanker "Sirius Star". Bild: dpa

Die indische Marine hatte ihre Fregatte "INS Tabar" erst Anfang des Monats in die Gewässer rund um Somalia entsandt, um Handelsschiffe vor Piratenüberfällen zu schützen. Als der Kapitän der "Tabar" am späten Dienstagabend ein Schiff sichtete, auf das die Beschreibung eines Fahndungsbriefes passte, drehte er bei - und fand sich prompt in einem Seegefecht wieder. Die Piraten feuerten mit Raketenwerfern, die Fregatte schoss zurück. Das Piratenschiff sank, nachdem mehrere laute Explosionen zu hören waren - vermutlich detonierende Munition.

Das Gefecht auf hoher See ist der bisherige Höhepunkt der Ereignisse vor Somalias Küste. Seit die Piraten ihren bislang größten Fang, den saudischen Supertanker "Sirius Star", am Dienstag vor Somalias Küste verankert haben, haben sie mindestens drei weitere Schiffe entführt: einen Frachter auf dem Weg in den Iran, ein griechisches Frachtschiff und einen thailändischen Fischtrawler. Mindestens 17 Schiffe und fast 350 Mann Besatzung befinden sich derzeit in der Hand von somalischen Entführern - viele schon seit Wochen oder Monaten.

Auch für die 25 Besatzungsmitglieder der "Sirius Star" ist keine schnelle Lösung in Sicht. Während die saudi-arabische Regierung nur bestätigte, dass es Verhandlungen gebe, brachten somalische Medien die fantastische Summe von 250 Millionen US-Dollar ins Spiel. Ein angeblicher Entführer warnte die Reeder im arabischen Fernsehsender al-Dschasira schon einmal: "Wir haben Maschinen, um das Geld zu zählen, und wir können auch Falschgeld erkennen."

Das ist vermutlich wahr, denn hinter den Entführern steckt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine hochprofessionelle Bande, die international gut vernetzt ist. Für Andrew Mwangura vom Seefahrer-Hilfsprogramm in Kenias größter Hafenstadt Mombasa, der die Piraterie in Somalia schon seit Jahren aufmerksam beobachtet, ist Somalias Piraterie ein Teil der globalen organisierten Kriminalität. "Die echten Piraten leben in Kenia, in London, in Dubai oder Kanada und planen von dort die Operationen", so Mwangura. "Kein junger Mann in Somalia könnte sich ein Satellitentelefon leisten, ein Schnellboot oder auch nur eine Kalaschnikow."

Die Hintermänner im Ausland hätten zudem die nötigen Kontakte, um aktuell über Schifffahrtsrouten und Abfahrtzeiten Bescheid zu wissen. "In Tansanias Regierung weiß ich von mindestens einem hochrangigen Ministeriellen, der den Piraten die nötigen Informationen zu Schiffen zuspielt, die in Daressalam ablegen." Sind die Informationen vorhanden, ist die Enterung ein Kinderspiel: Die Piraten suchen sich voll beladene Schiffe aus, die langsam sind und tief im Wasser liegen. Mit Schnellbooten, die von hochseetauglichen "Mutterschiffen" zu Wasser gelassen werden, holen sie ihr Ziel leicht ein und ziehen sich an Tauen hoch, die mit Wurfankern an der Reling befestigt werden. Die vollautomatisierten Schiffe haben - wie die "Sirius Star" - trotz ihrer Größe kaum Besatzung an Bord, die sich wehren könnte - und Waffen schon gar nicht.

Dass sich dieses einfache und einträgliche Geschäft mit dem geplanten Marineeinsatz, an dem auch die Bundesmarine teilnehmen soll, stoppen lässt, glaubt Mwangura nicht. "Die Piraterie wird nicht aufhören, solange an Land Drogen gehandelt und Menschen geschleust werden, das ist alles das gleiche Geschäft."

Trotz dieser pessimistischen Einschätzung konnte die Bundesmarine jetzt Erfolge verzeichnen: Piraten, die versucht hatten, ein äthiopisches und später ein britisches Schiff zu entern, zogen ab, als Kommandant Hans-Joachim Kuhfahl Hubschrauber aufsteigen ließ.

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3 Kommentare

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  • FR
    Felix R.

    Warum werden eigentlich die ganzen Klein-Piraten in der Streets of Mallaka vergessen? Dort ist das noch richtige Oldschool-Piraterie und kein blühendes Geschäft. Dort werden die Indonesier von purer Armut dazu angestiftet selbst kleine Fischerboote zu entern. Was soll die Berichterstattung über all die großen Redeerein, während in Indonesien die Piraterie viel mehr Menschenleben kosten? Ein Pirat dort gab mal in einem Fernsehinterview an, eigenhändig an die 100 Menschen ermordet zu haben...

     

    Das, was in Somalia passiert, ist nichts gegen das Elend in Mallaka.

  • JG
    Jürgen Gojny

    Nun ja, die von der indischen Marine versenkten Piraten haben ihre Aufklärung bekommen. Moslems haben es von Hindus bekommen. Sehr pikant! Vielleicht wird daraus nach Afghanistan und Irak Somalia der nächste große Kriegsschauplatz, nachdem es am Horn von Afrika immer wieder militärisch köchelt, siehe äthiopischen Truppeneinsatz in Mogadischa gegen Islamisten. Und das äthiopische Kernland ist koptisch-christlich...

  • K
    KarlKraus

    Was ich bei diesen ganzen Vorfällen verwunderlich finde: es dürfte keine Küste geben, die so gut überwacht wird wie die somalische. Schließlich vermuten die USA auch in Somalia Terroristen und töten dort immer wieder mal jemanden aus der Luft.Den sie zuvor lokalisiert haben! Es gibt Satelittenbeobachtung, mit der Gegenstände kleiner als Zigarrettenschachteln erkannt werden können. Vor der Küste fliegen Aufklärer und stehen Kriegsschiffe mit Radar. Die USA haben im indischen Ozean ihre Flotte. Und da will nie jemand im Vorfeld irgendwelche sogen. 'Piratenschiffe' erkennen? Bliebe der Verdacht, dass uns von Politik und Medien nicht die volle Wahrheit gesagt wird. Ich bin neugierig auf Aufklärung.