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Geistige Störung?

■ Männerherrschaft über den Tod hinaus — taz v. 6.3.91

Sehr geehrte Frau Debus, Ihr vorerwähnter Artikel ist mir völlig unbegreiflich und schlichtweg nicht nachvollziehbar. Die hierher aus der Dritten Welt eingewanderten Mitbürger haben schließlich das R e c h t, auch hier ihre kulturellen Eigenartenarten ebenso zu pflegen, d. h. zu praktizieren, wie in ihrem Herkunftsländern. Das ist ja wohl doch ein Hauptanliegen und eine Hauptforderung der (europäischen) Feministinnen. Und zur kulturellen Identität gehören entscheidend die Formen und Sitten des mitmenschlichen Zusammenlebens und noch vorrangiger die religiösen Vorschriften. Zu diesen Regeln gehört bei den Moslems nun aber die bedingungslose Unterwerfung der Frau, also auch der Ehefrau, unter den Männerwillen. Weibliche Wiedersetzlichkeit gegen den Männerwillen ist in jenem Kulturbereich ein äußerst schweres Vergehen, und die Abwendung vom Koran oder die Nichtunterwerfung hierunter — z.B. durch Zigarettenrauchen oder Hinwendung zu anderen Kulturen — ist nach jenen Maßstäben Blasphemie und damit todeswürdiges Verbrechen. Gegen diese Regeln hat Frau Ataie verstoßen und damit ihr Schicksal selbst herbeigeführt. Da füllen Sie und Ihre MitredakteurInnen täglich seitenweise die taz mit der Aufforderung an die Ureinwohner dieses Landes, die Ausbreitung und Pflege der multikulturellen Gesellschaft zu fördern. Aber wenn die so zu Fördernden dann ihre nichteuropäischen Sitten auch ernsthaft pflegen, wie im Fall Ataie, dann fangen Sie ein Mordsgezeter über böse, atavistische Männerherrschaft an. Das ist nichts anderes, als daß Sie hier alle Ihre rassistischen Vorurteile voll rauslassen, die Sie sonst immer nur anderen anhängen wollen. Oder liegt bei Ihnen einfach nur eine geistige Störung vor? Aber ein Mann versteht eben keine weibliche Logik: Wenn SIE etwas will, will SIE gleichzeitig auch das Gegenteil! In diesem Sinne!

F. Henning Streu

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