: Geiseln auf freiem Fuß
■ Jelzin will Opfer des Krieges in Tschetschenien entschädigen
Nowogrosny / Moskau (AFP/ AP) – Die tschetschenischen Rebellen haben gestern mehrere Dutzend Geiseln freigelassen. Wie AFP berichtete, durften zwischen 40 und 50 Zivilisten, die in Ost- Tschetschenien festgehalten wurden, in ihre Heimat Dagestan zurückkehren. Die Geiseln waren dort vor zwei Wochen entführt worden.
Mit der Freilassung kamen die Geiselnehmer einer Ankündigung vom Vortag nach. Der tschetschenische Rebellenkommandeur Aslan Maschadow hatte am Dienstag angekündigt, die meisten der Geiseln freizulassen. Vierundzwanzig Polizisten, die als Kriegsverbrecher betrachtet würden, sollten jedoch nicht freigelassen werden.
Unterdessen haben russische Truppen nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax mehrere Quartiere der Rebellen in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny durchsucht und Waffen beschlagnahmt. Wie Interfax unter Berufung auf einen Militärsprecher berichtete, wurden in Grosny unter anderem mehrere Granaten und Munition sichergestellt.
Der russische Präsident Boris Jelzin hat den Opfern der tschetschenischen Geiselnehmer von Kisljar Entschädigungszahlungen in Höhe von 35,5 Milliarden Rubeln (rund 11 Millionen Mark) bewilligt. Wie aus einem gestern veröffentlichten Dekret des Präsidenten hervorgeht, sollen aus einem Hilfsfond weitere 304,9 Milliarden Rubel (rund 93 Millionen Mark) für den Wiederaufbau der Städte Kisljar und Perwomaiskaja bereitgestellt werden.
Außerdem unterzeichnete Jelzin ein weiteres Dekret, demzufolge im diesem Jahr umgerechnet 5,7 Milliarden Mark für den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau Tschetscheniens ausgegeben werden sollen. Davon sollen rund 4,6 Milliarden Mark aus dem russischen Staatsbudget kommen. Den Rest plant der Kreml, durch ausländische Kredite zu finanzieren.
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