■ Soundcheck: Gehört: Melvins/Prong
Melvins/Prong Was für ein trauriges Bild: da stand nun Prongs Tommy Victor, mittlerweile kurzhaarig-agil und im legeren Crossover-Look und spreizte die Arme, spulte Parolen ab, hielt gar sein Mikro ins Publikum. Jenes Publikum, das kurz zuvor Opfer und Zeuge eines 15minütigen Orkans wurde, wie ihn nur eine einzige Band auf der Welt entfachen kann: die Melvins. Die drei Karikaturen begannen mit einer Abfolge aller ihrer überlebensgroßen Rock-Monster, als wollten sie innerhalb kürzester Zeit auch dem letzten Prong-Fan den Klassenunterschied ins Mark hämmern. Nachdem ihnen nun alle hörig waren, nahmen sie das achthundertköpfige Volk mit auf eine ihrer langen fernen Klangreisen voller Tiefe und Angst, schenkten uns Eruptionen, verlangsamten die Zeit und hinterließen einen kochenden Sud aus Schweiß, Freudentränen und Urin. Und dann kamen Prong und auf einmal war alles profan um nicht zu sagen billig, und die Welt bestand wie zuvor wieder nur aus schlechten Posen und Peinlichkeit, aus Vertrauen in billige Computerrhythmen, Licht und Symbole.
hiv/Foto: jms
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