■ Soundcheck: Gehört: Elvis Costello
Gehört: Elvis Costello. Elvis Costello könnte der liebe Nachbar von nebenan sein, höflich wie er sich gleich eingangs nach dem Befinden seines Publikums erkundigt, später seine Musiker brav vorstellt und hin und wieder mal eine harmlose, humorvoll gemeinte Anekdote zum Besten gibt: „Dieses Lied habe ich vor 400 Jahren geschrieben.“ Nicht das leiseste Schmunzeln ist zu vernehmen. Wahrscheinlich, weil niemand daran zweifelt. Oder weil das selbst betagte Publikum keine Späße mehr versteht. Vielleicht ist diese Art für einen 41jährigen sogar noch glaubwürdiger, als rottenlike für die nahe Rente die eigene Teen-age-Rebellion wieder künstlich aufzufrischen. Dennoch wirkte der große Liedermacher am Mittwoch in der Großen Freiheit auch musikalisch zu zahm, zu seriös und angestaubt. Zu oft versank seine markante Stimme jämmerlich in seinen selbstverliebten Improvisationen oder denen der Attractions. Dabei hatte Costello nur mit Akustik-Gitarre, leisem Piano und seiner dunklen Röhre so gut angefangen, die Kraft seiner Stücke so klar vorgeführt, um sie später selbst zu demontieren. Der Liedermacher von nebenan steht dem Anzugträger einfach besser, als eine halblebende Rock'n'Roll-Satire im Stile Status Quos.
Timo Hoffmann
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