: Gehirnausfall...
■ ... und Rammstein sind nicht weit: die britischen Eskimos & Egypt im Logo
Wer bezahlt eigentlich noch diese Tourneen von Rabatz-Vereinen, die keiner kennt? Eskimos & Egypt gehören zu diesen HipHop-Industrial-Dancefloor-Krach-Schmieden, die aus dem trüben Manchester stammen wie manche schöne Pop-Band und dort seit den „späten Achtzigern“(ein Pop-Topos) „House und Techno“ausbeuteten, um sich bald von den „angesagtesten DJs remixen“zu lassen.
Viele Jahre später griff die superhippe Hamburger Plattenfirma Motor Music zu, die ihrem jungdynamischen Vorsitzenden, einem ebenso dynamischen „Team“mit garantiert supercoolen, superkurzen T-Shirts, altmodischen Turn-taschen, Plateausohlen und Schlaghosen sowie den Knallköpfen der Gruppe Rammstein einen gewissen Ruf verdankt, den sie auf keinen Fall verlieren will.
Das Eskimos-&-Egypt-Album Kamikaze, das auch so klingt, liegt seit Monaten wie Blei in den Regalen; auch ein Sound-Sample in irgendeiner Telekom-Techno-Reklame brachte keinen Schwung in den Rave. Zwecks Synergie und Synästhesie wurde der Trupp zunächst den Stahlwerkern Rammstein aufgeschnallt, die nächste Tournee durfte er mit den alten Langweilern Faith No More unternehmen. „Gesichtslos“seien die Akteure nicht, doch selbst die Firma verschweigt bescheiden die Namen der drei Eskimos.
Nun müssen sie ganz allein die Räume zustellen – und das mit einer Musik, deren konzertante Aufführung wenn nicht unmöglich, so doch recht problematisch ist. Neben Maschinen wird womöglich auch eine Gitarre zum Einsatz kommen oder wenigstens deren Imitation. Dazu blökt jemand Dinge, die niemand zu hinterfragen braucht. Ein Stück trägt den Titel „Obsessional Love“(immer gut), ein anderes heißt „Devil To Call“(Pop-Topos). Stehen kann man dabei wohl nicht, und das Hüpfen müßte eckig sein. Denn der gute alte „Groove“ist hier etwas Größerem, etwas Gewaltigem, ja Elementarem gewichen.
Prodigy-Connaisseure werden die eine oder andere Erleuchtung haben. Vorsicht, Gehirnausfall!
Arne Willander
Mo, 26. Januar, 21 Uhr, Logo
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