: Geheimer Spender Hachez
■ Bremens Katholiken machen reinen Tisch: Warum der Prokurist Hachez für den Bau der St. Marien-Kirche als Spender geheim bleiben wollte / Hobbyforscher antworten
Wer spendet große Summen und will doch lieber anonym bleiben? Und warum, was hat er davon?
Während die Republik Antworten auf aktuelle Fragen sucht, glaubt die katholische Kirche in Bremen, einen solchen Spenden-Fall in der eigenen Geschichte gelöst zu haben. Hundert Jahre nach der ursprünglich unter größter Geheimhaltung erbrachten Spende von Josef Johann Arnold Hachez für den Bau der katholischen St. Marienkirche in Walle, ist der Sprecher der Katholiken im Ländle, Wilhelm Tacke, jetzt sicher, die Hindergründe des Falls zu durchschauen.
Die katholische Spenden-Affäre beginnt im Jahr 1894, als den Kirchenvorstand von St. Johann, dem katholischen Herzen im Bremer Schnoor, ein Brief erreicht. Darin bittet ein gewisser Joseph Johann Arnold Hachez, seinen Namen als Geber einer größeren Summe möglichst geheim zu halten – „denselben aber keinesfalls öffentlich bekannt werden zu lassen“. So geschieht es.
Bis 1934 wird der Name des Stifters, ohne dessen Spende der rote Backsteinbau in der eher ärmlichen St. Marien-Gemeinde kaum so schnell gebaut worden wäre, tatsächlich nicht öffentlich genannt. Erst 1949 taucht er auf – in der Festschrift zum 50jährigen Bestehen der St.-Marien-Schule, wobei es zugleich entschuldigend heißt: „Da der Name des Geschenkgebers weithin bekannt geworden ist, kann von einer Geheimhaltung hier abgesehen werden.“
Ohnehin war der 1828 geborene Spender da bereits lange tot – wenn dies vielleicht auch nicht allen klar war. Denn fälschlicherweise – vielleicht als Folge der Geheimhaltung – kursierte im Umkreis des Marien-Kirchturms lange das Gerücht, ein früher Schokoladen-Hachez sei der Stifter gewesen. Aus Dank, so wird kolportiert, habe „die Alte Garde“ der Gemeinde jahrelang bevorzugt Hachez-Schokolade gegessen. Erst jetzt räumen die Hobby-Historiker um Tacke mit der Schokoladen-Mär auf.
Als die Schokofabrik nämlich 1890 – damals auf der rechten Weserseite – gegründet wurde, war der Kirchen-Spender Hachez schon 62 Jahre alt – zu alt, um der Firmengründer zu sein. Unrealistisch, so glaubten die Forscher, sei auch, dass er binnen sechs Jahren eine Summe aus dem Unternehmen hätte ziehen können, „die nach heutigen Maßstäben einer Million entspräche.“ Kurzum: der Schoko-Hachez war es nicht, es war sein Großonkel. Aber warum geheim?
Dafür haben die Forscher, die die frühen Schikanen protestantischer Bremer gegen die katholische Glaubensgemeinschaft wach halten, vor allem eine Erklärung: Johann Hachez, der die älteste Tochter des Bremer Kaufmanns Wätjen geheiratet hatte, fürchtete Nachteile. Mindestens aber heftiges Naserümpfen.
Offenbar wollte der gelernte Prokurist, der nach dem Tod seines Schwiegervaters Mitinhaber des evangelischen Handelshauses Wätjen wurde, nicht, dass man wusste, dass er den Glaubensbrüdern half. Hinweise gebe es verschiedene. „In einem Buch über die Firma Wätjen stand sogar, dass der Schwiegersohn Hachez ein sehr achtungswürdiger gebildeter Mann war – der, obgleich katholisch und kinderlos, in sehr glücklicher Ehe lebte“, rümpft nun seinerseits der Katholik Tacke ein wenig die Nase. Und lacht dann doch: „Offenbar kam das Geheimnis schnell heraus.“ Wahrscheinlich habe Hachez, der auch das St. Joseph-Stift förderte, damals deshalb so schnell der überkonfessionellen Kunsthalle 100.000 Mark zukommen lassen.
ede
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