: Gegenregierung in Birma Teile der Armee übergelaufen
■ Ehemaliger Premierminister Nu erklärt sich zum rechtmäßigen Regierungschef Soldaten, Studenten und Mönche in Rangun unterstützen die Protestbewegung
Rangun/Bangkok (afp/dpa) - Der ehemalige birmanische Premierminister Nu hat gestern in Rangun eine Gegenregierung gebildet, die das autoritäre Regime von Staats- und Parteichef Maung Maung ablösen will. Teile der Armee sollen sich der Protestbewegung angeschlossen haben. Bei einer Pressekonferenz erklärte Nu, der 1962 als letzter demokratisch gewählter Regierungschef gestürzt worden war: „Ich habe heute die ausländischen Regierungen informiert, daß ich der rechtmäßige Regierungschef bin.“ Dabei beruft sich der alte Herr (81) auf die Verfassung von 1947. Unterdessen haben bei einer neuen Massenkundgebung in der Hauptstadt Studenten, buddhistische Mönche und rund 200 Luftwaffenangehörige den Sturz von Staatschef Maung Maung gefordert.
Auch in Mandalay, der größten Provinzhauptstadt, etwa 600 Kilometer nördlich von Rangun, sind nach Angaben von Korrespondenten etwa 1.000 Soldaten ins Oppositionslager gewechselt. Eine Truppeneinheit in Meiktila, 100 Kilometer südlich der Hauptstadt, hißte die Flagge der ehemaligen Union von Birma. Noch ist unklar, ob die Teilnahme von Soldaten an der Protestbewegung tatsächlich auf einen schwindenden Rückhalt der Regierung Maung Maung beim Militär hindeutet.
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok bekräftigte der Generalsekretär des Komitees für die Wiederherstellung der Demokratie in Birma, Je Kjau Thu, daß der am Donnerstag begonnene Generalstreik bis zum Sturz der Regierung andauern werde. Andere Oppositionskreise bezeichneten es dagegen als vorrangiges Ziel, den Sonderparteitag der Regierungspartei zu blockieren. Die Sondersitzung am Montag soll darüber entscheiden, ob es eine Volksabstimmung zur Einsetzung eines Mehrparteiensystems geben wird. Die Opposition will sich indessen von der Birmanischen Sozialistischen Programmpartei nicht länger vorschreiben lassen, ob Birma zu einem Mehrparteiensystem zurückkehren wird. Zu viele Menschen haben bei den Protesten der letzten Monate durch Polizei und Militär ihr Leben verloren.
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