: Gegen ein „Wort zum Freitag“
betr.: „Kündigung der Verkündigung“, taz vom 14. 3. 07
Die berechtigte Kritik an den Sendern, die mit weich gespülten Argumenten versuchen, an dem Vorrang der christlichen Kultur im Fernsehen festzuhalten, berechtigt Frau Sezgin nicht dazu, sich mit einem muslimischen „Wort am Freitag“ in der Öffentlichkeit behaupten zu wollen. Im Gegenteil verweist sie auf ein sowohl rhetorisches als auch didaktisches Defizit der christlich-europäischen Religion und europäischer Kultur.
Denn warum amüsieren sich Muslime, wenn sie „Das Wort zum Sonntag“ in der ARD hören? Weil dort kein mitreißendes Wort für die Woche erklingt, das die Hörer/innen aller Glaubensrichtungen vom Hocker reißt, sondern langweilige biedere Worte, die Hörer/innen eher aufs Klo treiben oder ein Bier holen lassen, als ernsthaft und regelrecht zu faszinieren. So jedenfalls ist der gekaufte Sendeplatz unnötig verschwendetes Geld, das die Kirchen – wie bekannt – bitter nötig haben. Wenn „Das Wort zum Sonntag“ mehr Leute regelrecht entflammen und aus den Fernsehsesseln reißen würde, bräuchte niemand die Kritik einer muslimischen Bürgerin zu fürchten, die – das muss ausdrücklich zugegeben werden – „Das Wort zum Sonntag“ vortrefflich aufs Korn genommen hat!
IMME KLEE, Hamburg