: Gegen die Isolation
■ 10 Jahre Recycling-Börse in Gröpelingen / Langzeitarbeitslose möbeln Elektrogeräte auf
Die Home-Orgel trällert einsam, dafür aber umso weniger still und leise vor sich hin. Niemand von der fröhlichen Gesellschaft wartet mehr auf den informativen Rundgang durch die Geschäftsräume und Werkstätten der Gröpelinger Recycling-Börse. Sie scharen sich lieber um das kalte Buffet und halten sich am Sektglas fest, die Freunde und Förderer des Vereins – kennen sie doch fast alle die Örtlichkeiten schon. Zehnjähriges Bestehen wird gefeiert, und dreimal sind die „Börsianer“ in dieser Zeit schon umgezogen.
„Angefangen haben wir mit drei Leuten in einer ehemaligen Pommesbude,“ berichtet Geschäftsführer Wolfram Hublitz. Hans, ein „Mann der ersten Stunde“ ist jetzt Rentner. Auch er ist zum Feiern gekommen, so wie viele andere der ehemaligen ABM-Kollegen. 21 Mitarbeiter und etwa so viele Mitglieder hat der Verein. Die Idee für die Recycling-Börse wurde damals vom Arbeitslosentreff im Bürgerhaus Oslebshausen geboren.
Damals hatten sie noch den Anspruch, das Ganze selbst zu verwalten. Heute gibt es einen ordentlichen Geschäftsführer und einen Vorstand – beide werden aus den Umsätzen, die ABM-Kräfte vom Arbeitsamt finanziert.
In den drei kleinen Werkstätten werden die von anderen Leuten ausrangierten Wohnzimmermöbeln, Waschmaschinen und Fernseher wieder fitgemacht und dann im Verkaufsraum ausgestellt. „Die Sachen holen wir natürlich ab und nach Kauf wird auch gegen eine kleine Gebühr ausgeliefert.“ Und das alles mit dem „Sahnestück“, dem LKW.
Zur Frage nach dem Umsatz will der Geschäftsführer nicht so viel sagen. Und ein Mitarbeiter wirft ein: „Darauf kommt es auch nicht so an – für mich jedenfalls. Viele kommen aus der völligen Isolation ihrer Langzeit-Arbeitslosigkeit und freuen sich auf die Gemeinschaft, die sie hier finden.“Auch der Organist will am Ende kein Geld. „Nee,nee, laß mal; ich hab ja gar nichts gemacht, das Ding spielt doch von allein viel besser.“
Angela Jain
Die aufgearbeiteten Haushaltsgeräte des Vereins für Recycling & Umweltschutz werden für günstige Preise verkauft, und zwar „an jene Menschen, die nicht so viel Geld haben“. Außerdem nehmen die „Börsianer“ gern alte Haushaltsgeräte und Möbel entgegen, um sie aufzumöbeln. Also: Nicht immer gleich die Mülltonne bemühen, sondern zur Recycling-Börse in der Lindenhofstraße 36 (% 616 72 39 und 616 7230). fahren.
Öffnungszeiten: Montags bis freitags 9 bis 18 Uhr, samstags: 9 bis 13 Uhr.
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