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Gegen die Gaukler des Senats

■ Anwohner protestieren erneut gegen Gauklerfest auf dem Los-Angeles-Platz / Geschützte Grünanlage wird durch Festivitäten zerstört / Umweltsenator will Vorwürfe prüfen

„Wessen Chuzpe ist größer?“, die von Umweltsenator Starnick oder die des Steigenberger-Hotels, das fragen sich jetzt erneut die Anwohner des Los-Angeles-Platzes. Auch in diesem Jahr nutzt das Hotel-Unternehmen den Platz für sein sogenanntes „Gauklerfest“, nun schon zum fünften Mal. Am Freitag beginnt das neuntägige Spektakel.

Empört sind die Anwohner, weil Umweltsenator Starnick dem Hotel-Unternehmen auch in diesem Jahr die nötige Sondergenehmigung erteilte.

Der Rasen ist als „geschützte Grünanlage“ eigentlich der „besonderen Sorgfalt der Bürger anheimgestellt“. So formuliert es Starnick-Sprecher Kundt, der die Genehmigung gleichwohl verteidigt. Man handle hier „im Auftrag des gesamten Senats“. Vor allem Wirtschaftssenator Pieroth liegt die Festivität ihrer „besonderen Attraktivität“ wegen am Herzen.

Die Anwohner stört dagegen nicht nur der Lärm - das Fest endet allabendlich erst um Mitternacht -, sie verweisen in einer Mitteilung auch auf die klimatische Bedeutung der grünen Rasen-Oase in der staubigen, städtischen Sommerhitze.

Ausgerechnet im Sommer jedoch demoliert das Fest den Rasen, sechs Wochen dauert jedes Mal seine Instandsetzung. Die 50.000 Mark, die dafür aufgewendet werden, zahle jedoch Steigenberger, versichern die Behörden.

Im letzten Jahr hatte sich sogar der Petitionsausschuß hinter die Anwohner gestellt. Mit geringem Erfolg: Der Umweltsenator sah sich nur veranlaßt, künftig „noch intensiver zu prüfen“, ob die Nachteile des Festes seine Vorteile überwiegen. Lärmschutzauflagen, die der Umweltsenator dem Veranstalter auferlegt, hatten die Anwohner vor Gericht erstritten. In ihren Augen ist das zu wenig: Die protestierenden Bürger seien für die Dauer des Festes jetzt praktisch alle verreist, beschied die Mitarbeiterin eines Anliegers den Anrufer von der taz.

hmt

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